Quecksilber gehört zur Erdkruste (0.02 ppm). Es verdunstet rasch in grossen Mengen in die Atmosphäre. Von da fällt es wieder zurück aufs Wasser und Land. Die Zirkulation wird auf 50'000 - 150'000 Tonnen pro Jahr geschätzt. Bei einem Vulkanausbruch treten Hunderte von Tonnen Quecksilber aus. Das Leben musste von Anfang lernen, mit Quecksilber auszukommen.
Metallisches Quecksilber bildet mit den anderen Komponenten des Amalgams (Silber, Kupfer, Nickel, Titan usw.) zahlreiche Metallkomplexe.
Quecksilber wird nur weich gebunden und tritt laufend in winzigen Spuren aus.
Seit etwa 1975 gibt es Amalgam mit über 10% Kupfer (non-γ-2-Phasen-Amalgam).
Es ist stabiler als die konventionellen Amalgame, korrodiert aber auch etwas.
Die Algen methylieren das Quecksilber, verbinden es also mit Kohlenstoff zum organischen Quecksilber.
Plankton, Krebse, Fische und auch Wale ernähren sich von Algen und enthalten deshalb relativ viel Quecksilber.
Grosse Fische, welche kleinere fressen, bekommen am meisten Quecksilber (bis über 1.0 ppm).
Auf dem Land enthalten die Pilze am meisten Quecksilber.
Wenn das Myzel im Waldboden die Baustoffe für einen Pilz zusammenzieht, wird das Hg aus hunderten von Quadratmetern in den Pilz transportiert.
Bei den Säugetieren stört das Quecksilber den Metabolismus.
Deshalb entstanden Enzyme, welche das Schwermetall ausscheiden.
Je nach den Genen gibt es aber gute und schlechte Metallausscheider.
Amalgamfüllungen geben Hg0 an den Speichel ab.
Es wird beständig heruntergeschluckt, im Darm aber nur wenig resorbiert und nach einigen Tagen im Stuhl ausgeschieden.
Hg+-CH3 aus Fischen und Pilzen wird hingegen gut resorbiert und in allen Organen eingebaut.
Die Verweildauer in den Organen beträgt einige Wochen (mit grosser Bandbreite), weil die Zellen in diesem Rhythmus ersetzt werden.
Dann wird das Quecksilber über die Lymphe und Nieren ausgeschieden.
Meeresanrainer essen mehr Fisch und ertragen mehr Quecksilber wie Binnenländer.
Einzelne Japaner haben bis über zehn mal so viel Quecksilber im Blut wie Europäer.
Die Schweiz ist wie eine Quecksilber-Sauberkeitsinsel verglichen mit den umliegenden Ländern.
Im Gehirn bleibt das Quecksilber jedoch viele Monate lang liegen, weil Nervenzellen langlebig sind.
Es entstehen höhere Hg-Konzentrationen und eventuell eine andauernde leichte Müdigkeit.
Einem Patienten kann das nicht auffallen, wenn er schon als Kind Amalgamfüllungen bekommen hat.
Er meint, die Müdigkeit gehöre zu seinem normalen Lebensgefühl.
Wenn er alle Amalgamfüllungen entfernen lässt, kann es nach einigen Monaten wacher und lebendiger werden.
Nach etwa 20 Jahren wird neben vielen Amalgamfüllungen ein grauer Hof sichtbar.
Ursachen sind die zyklische Verformung des Zahnes und die Spaltkorrosion.
- Zyklische Verformung: Beim Kauen und Knirschen verformt sich der Zahn elastisch.
Im Laufe der Jahrzehnte hühren mehrere Millionen von Belastungszyklen zu einer Materialermüdung.
Es entstehen Haarrisse, die den Zahn schwächen.
Überdies nutzt er sich ab, so dass die Kaukraft zunimmt und die Verformungen grösser werden.
Das Risswachstum beschleunigt sich, und es entstehen Frakturen.
Zudem kann das Dentin nach einer Wurzelbehandlung verspröden.
- Spaltkorrosion: Die Verformungen pumpen Wasser in den Spalt und erhöhen die Korrosion.
Immer mehr Zinn-, Zink- und Kupferionen dringen ins Dentin ein. Sie verfärben es grau, schwarz und machmal grün.
Die Pumpwirkung treibt die Ionen bis zum Nerv, der sich deswegen zurückzieht (Obliteration).
Er schmerzt nun nicht mehr, wenn ein Höcker abbricht. Aber bei einigen Zähnen stirbt der Nerv und entsteht eine Längsfraktur.
Jede Amalgamfüllung hinterlässt einen geschwächten Zahn, und es setzen drei langsame und schmerzlose Prozesse ein, die ihn immer mehr schwächen, bis er nach 20-40 Jahren schliesslich bricht.
links: Die Füllung ist 32-jährig. Sie schwächt den Zahn um 20% (1/5 der Zahnbreite).
Die Karies ist etwa 5-jährig und schwächt ihn um weitere 40%.
Das Dentin ist mesiobukkal (links unter der Füllung) stark, distobukkal (unten rechts) weniger und palatinal (oben) nicht verfärbt.
rechts: Der Höckerwinkel beträgt etwa 90°, und alle Höcker und die Füllung werden etwa gleich belastet.
links: Dank der Unterfüllung mit ZPZ (Zinkoxyd-Phosphat-Zement) ist das Dentin unter der Füllung nicht verfärbt.
rechts: Der mesiobukkale Haarriss beweist, dass sich beim Essen der geschwächte Höcker elastisch verbiegt.
Folgerung: Schwache Höcker neben Amalgamfüllungen verbiegen sich beim Essen und verursachen Amalgamkorrosion.
links: Der Zahn ist längsgespalten und somit geschwächt. Beide Füllungen korrodieren rundum. Sie entstanden vor über 30 Jahren in der Primarschule beim Schulzahnarzt.
rechts oben: Das Dentin unter dem Amalgam ist schwarz, weil keine Unterfüllung, sondern nur ein Lack verwendet wurde. Lack = Kopalharz = Copalite.
rechts unten: Die schwarze Farbe kann schmerzlos ausgebohrt werden. Sie dringt allerdings stellenweise tief ins Dentin. Dort obliteriert die Pulpa besonders stark. Gleich neben daneben ist aber helles, vitales Dentin. Hier würde das Ausbohren schmerzen und die Pulpa verletzen. Deshalb wird es belassen.
Folgerung: Ohne Unterfüllung wird auch das Dentin unter dem Amalgam schwarz.
links: Zahn 17. Das Röntgenbild zeigt die kleine Amalgamfüllung. Sie ist 45 bis 50 Jahre alt.
rechts: Der Patient ist gekommen, weil der Zahn den mesiobukkalen Höcker verloren hat. Absolut schmerzfrei.
Auch das Ausbohren der Füllung war absolut schmerzfrei, die Obliteration also sehr weit fortgeschritten.
Wegen den Vibrationen des Bohrers ist auch der bukkodistale Höcker abgefallen (siehe nächstes Bild).
links: Die neue Bruchfläche ist schwarz verfärbt - die Metallionen verbreiten sich also auch im Haarriss. Einzig der Schmelz (ganz weiss am Rand) war noch intakt - und ist wegen den Vibrationen des Bohrers dann durchgebrochen. Auch der letzte verbliebene Höcker hat einen schwarz verfärbten Harriss. Ich habe ihn fast vollständig ausgebohrt - ohne Schmerzen.
rechts: Der verbliebene Zahn nach der Präparation. Die schwarze Farbe ist nirgends tief ins Dentin eingedrungen.
Folgerung: Die Metallionen wandern weit in die Haarrisse hinein.
links: Diese Amalgamfüllung ist noch nicht so alt.
Auf den ersten Blick sieht sie gut aus. Beim zweiten Blick entdeckt man einen Haarriss links neben der Füllung.
Das bedeutet, dass der ganze Zahn gespalten ist. Entsprechend hat das Dentin rund um die Füllung eine dunkle Farbe.
Die Korrosion trat schon früh auf, weil die Höcker wegen der grossen Füllung und dem Haarriss "sehr" beweglich sind (wieviele Nanometer?).
rechts: Die schwarze Farbe zeigt, dass keine Unterfüllung gelegt wurde.
links: Das Dentin ist bis ans Gesunde abgetragen. Der feine Haarriss im Schmelz wird belassen, weil die Kompositfüllung ihn wie ein Leim zusammenklebt.
rechts: Die fertige Kompositfüllung.
links: die ca. 30 Jahre alte Amalgamfüllung hat schmale Randspalten. Oben schimmert eine Schwarzverfärbung, und rechts womöglich eine Karies durch.
rechts: unter der Füllung typisch: der Zement hat sich links am Rand entlang aufgelöst und ist von dort her schwarz geworden. In der Mitte ist der Zement weiss geblieben. Am rechten Rand ist die schwarze Karies sichtbar.
links: fertig ausgebohrt. Im Dentin sind noch Spuren vom Quecksilber. Es ist also durch den Zement hindurch diffundiert. In der Mitte ist es hell geblieben, und rechts ist die Farbe leicht braun wegen der Karies. Unter dem Höcker oben rechts (mesiolingual) hat es einen Riss.
rechts: mit Komposit (Tetric/EvoCeram) fertig ausgearbeitet.
Die Amalgamfüllung war über 39 Jahre alt und hat erst kürzlich eine Ecke verloren. Unter dem Amalgam war das ganze Dentin schwarz verfärbt. Es konnte schmerzfrei über zwei Millimeter tief exkaviert werden, und war dann immer noch devital, aber etwas weniger schwarz.
Erst jetzt wurden Haarrisse sichtbar. Sie hätten vielleicht noch zu Lebenzeiten des Patienten zu einer Längsfraktur geführt.
Wie bricht Amalgam einen Zahn?
Das Quecksilber diffundiert in die Dentintubuli und vergiftet den Inhalt der Tubuli. Die dazugehörigen Dentinoblasten sterben.
Die Pulpa zieht sich deswegen zurück, immer mehr, weil immer mehr Quecksilber eindringt.
Dadurch wird der Zahn im Inneren weniger durchblutet und weniger befeuchtet. Insbesondere des Dentin unter dem Amalgam wird
so spröde (und ähnlich verfärbt) wie das Dentin bei einer Wurzelfüllung.
Das schwarz verfärbte Dentin schmerzt nie, wenn man es ohne Spritze ausbohrt.
Bild 1: Der extrahierte, zentral gebrochene Sechser. Zuoberst war die Amalgamfüllung. Das Dentin zwischen Amalgam und Pulpa ist 2.6 mm dick.
Bild 2: Schwarzes Dentin in 1.3 mm Tiefe.
Bild 3: Grob zusammengehaltene Zahnfragmente: Schwarzes Dentin direkt unter dem Amalgam.
Bild 4: Das Pulpadach befindet sich 2.6 mm unter dem Amalgam. Es ist dunkler als die Seitenwände und weist einige dunkle Punkte auf.
Hat die Amalgamfüllung keinen grauen Hof, so ist mit keinem Zahnschaden zu rechnen.
Hat die Amalgamfüllung jedoch einen grauen Hof, so ist mit Rissbildungen zu rechnen.
Ich empfehle, diese Füllungen vorsorglich zu ersetzen, denn es droht ein Höckerbruch.
Der Höckerbruch ist immer schmerzlos. Man kann also auch warten, bis der Höcker bricht.
Es kann lediglich eine scharfe Kante entstehen und die Zunge oder Wange reizen.
Aber auch dann ist noch eine gute Reparatur mit Komposit möglich.
Die Belastung von etwa bis zu fünf kleinen Amalgamfüllungen ist im Normalfall vernachlässigbar.
Ein Dutzend mittlere und grosse Amalgamfüllungen können jedoch bei einigen Menschen ein Müdigkeitsgefühl erzeugen.
Etwa drei Monate nach der Entfernung könnten sie durchaus ein etwas wacheres und freudigeres Lebensgefühl spüren.
Obwohl es nicht messbar ist, haben es viele Patienten (mich selber mit eingenommen) so erfahren.
Um 1960 bekam praktisch jedes Kind einige Amalgamfüllungen im Milchgebiss.
Um 1970 hatte ein 15-Jähriger etwa 15 mittelgrosse Amalgamfüllungen, die je etwa 10 Jahre hielten.
Es war bekannt, dass Amalgam Quecksilber abgibt und im Prinzip giftig ist.
Karies war aber eine Volksseuche, und Amalgam ist immer noch das billigste und rascheste Füllungsmaterial.
Bis heute gibt es kein Mittel, das gleichwertig ist wie Amalgam.
Die Kompositfüllungen sind etwa 20% teurer und handwerklich anspruchsvoller als Amalgam.
Sie sind nicht geeignet für Zahnärzte mit wenig Zeit, wenig Geduld oder wenig Geschicklichkeit.
Bei einem Amalgamverbot müssten sie auf maschinen- oder laborgefertigte weisse Füllungen ausweichen.
Ein Amalgamverbot hätte also viele etwa doppelt so teure Füllungen
und viele schlechte weisse Füllungen zur Folge.
Und zwar auch bei Patienten, denen das Amalgam nichts ausmacht!
Man kann deshalb das Amalgam heute (noch) nicht verbieten.
In der EU war ein generelles Amalgamverbot ab 2020 geplant. 2017 wurde es auf 2030 verschoben. Wenigstens soll es bei Schwangeren, Stillenden und Kindern bis 15 Jahre ab Juli 2018 nicht mehr verwendet werden. Details siehe zum Beispiel hier: Amalgamverbot in der EU
Um 1960 wurde auf den Trottoirs entlang der Strassen der Bleigehalt der Luft auf der Höhe eines Kinderkopfes (1 Meter über Boden) gemessen. In der Folge wurde bleifreies Benzin verlangt, und das Problem war gerecht und kostengünstig behoben.
Schwangere sollten nur ausnahmsweise Pilze und Fische essen. Denn organisches Quecksilber gelangt bis zum Fötus und stört die Entwicklung des Gehirns. Auch metallisches Quecksilber (Hg0) von neuen Amalgamfüllungen dringt in Spuren bis zum Fötus vor.
Milchzähne sollten aus meiner Sicht in der Schweiz kein Amalgam mehr bekommen. Es erhöht den Quecksilberspiegel im Blut, was dem wachsenden Hirn nicht gut tut.