W. Weilenmann
Dr. med. dent.
Walter Weilenmann
eidg. dipl. Zahnarzt
dipl. Natw. ETH

Mitglied SSO, SSGS
und SSO-Zürich.

Evolution der Zähne

Fische erfanden die Zähne im Devon vor gut 400 Millionen Jahren.

Je nach ihrer Nahrung waren die Zähne stumpf (um Wasserpflanzen am Seegrund abzugrasen) oder scharfkantig (bei räuberischen Fischen).

Die Wirbeltiere an Land haben auch je nach der Nahrung flache Zähne zum Mahlen (Pflanzenfresser), scharfe Zähne zum Schneiden (Fleischfresser), oder eine Zwischenform zwischen flach und spitzig (Allesfresser, Bsp. Mensch).

Das Gebiss ist nicht so stabil wie man denkt. Die Zähne nützen sich unmerklich ab (wie jedes Werkzeug, das oft benützt wird) und verschieben sich ebenfalls unmerklich langsam. Deswegen entstehen manchmal Zahnschmerzen (vgl. zuunterst).

Evolution

Das Gebiss ist ein Primärorgan

Viele Dinosaurier hatten viele Zähne (und einen grossen Bauch)

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Dino-Park Münchehagen (© Christine Kölling - SMT)

Verbindung zum Gehirn

N. alv.

Sauriermuseum Aathal

Durch die Löcher über den Zähnen führen Nerven zum Gehirn
Bei den Säugetieren sind diese Nerven zu einem Geflecht vernetzt.

N. alv.

Plexus dentalis superior


Ohne Fluor keine Zähne

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Typ "dicht gedrängte" Zähne

Pycnodontiformes (Pflasterzahnfische)
πυκνóς = "dicht gedrängt"

Proscinetes elegans Klassifikation des Proscinetes elegans

modernes Analog moderner Fisch mit ähnlicher Form

Fleischfresser Haifisch

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S

Typ "spitzige" Zähne

Spitzige Zähne sind wie Waffen und dienen dem Ergreifen von Beutetieren.

Der Haifischzahn ist das Paradebeispiel eines spitzigen Zahns. Der Zahn ist an den Kanten so scharf, dass er in die Haut einschneiden kann. Durch den Gegenzahn wird er so beschliffen, dass die Schneidekante noch schärfer wird.


Pflanzenfresser Pferd

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Typ "flache" Zähne

Flache Zähne dienen dem Zermahlen von (meist pflanzlicher) Nahrung.

Das Gebiss der Wiederkäuer (wie dieses Pferd) weist sehr breite Kauflächen auf. Die Rillen zeigen den Wechsel von Schmelz (erhabene Stellen) und Dentin (abgesenkte Stellen). Das Dentin beherbergt lebende Zellen und kann bei zu grosser Abnutzung Schmerzen verursachen.


Allesfresser Mensch

Zähne von menschlichen Vorfahren und heutigen Menschen

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Typ "menschliche" Zähne

VOR 2.5-1.5 MIO JAHREN:

links: Australopithecus boisei, ein riesiger Vegetarier. Die Weisheitszähne sind noch nicht abgenützt. Der menschenähnliche Affe war demnach ein junger Erwachsener.

Mitte: Homo habilis OH13 mit einem etwas länglicheren Gebiss als bei Menschen.

rechts: Kind von Taung mit einem Milchgebiss, das ebenfalls länglicher als ein menschliches ist. Das Kind war etwa 4 Jahre alt und wog ca. 30 Kg. Es wurde von einem grossen Greifvogel weggetragen.

VOR 0.5 - 0.1 MIO JAHREN:

links: Homo neanderthalensis

rechts: Homo erectus

Beide Gebisse sind sehr menschenähnlich. Die stark abgeflachten Zähne zeugen von pflanzlicher Nahrung.

HEUTE:

links: Schimpansenkind: So lange Eckzähne hat kein Mensch.

Mitte: 13-jähriger Knabe: Kein einziger Zahn ist abgeflacht.

rechts: 50-jähriger Mann: Alle Molaren sind flach abgenützt.


Der Eckzahn als ein Erkennungszeichen für Menschen

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Der menschliche Eckzahn hat eine kürzere Spitze als jener von Affen.

13-jähriger Patient (29.11.2010 / 4834)

Dieser Eckzahn ist eine seltene Ausnahme!


Die Veränderung der Zahnform bei Menschen

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Normale Molaren mit ideal geformten Höckern findet man stets bei Jugendlichen.
Tief und eng verzahnte Kauflächen entstehen bei Molaren mit langen Höckern.
Flach abgenützte Molaren findet man oft bei Leuten, die viel Rohkost essen oder im Schlaf oft knirschen oder die Zähne gegeneinander reiben.
Menschliche Zähne sollten weder zu spitz noch zu flach sein.

Links: normale Molaren haben viele grosse Hohlräume zwischen den Höckern, so dass der Speisebrei beim Zerquetschen gut abfliessen kann (Abflusskanäle) und beim Kauen keine Druckspitzen entstehen.

Mitte: tief verzahnte Kauflächen verhindern die mahlenden Kaubewegungen. Gerät ein kleines, hartes Körnchen dazwischen, kann plötzlich ein nadelstichartiger, sehr starker Schmerz genau im Moment des Zubeissens entstehen.

Rechts: flache Molaren können zähe, fleischige Fasern nicht zerkleinern und drücken sie oft als Speisereste zwischen die Zähne. Dabei entstehen dumpfe Schmerzen im Bereich der Kaumuskeln meist kurz nach dem Essen.

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erstellt: 01.01.2018 - 06.04.2024