W. Weilenmann
Dr. med. dent.
Walter Weilenmann
eidg. dipl. Zahnarzt
dipl. Natw. ETH

Mitglied SSO, SSGS
und SSO-Zürich.

"Löcher" zum Abwarten

Erosionen, Kreideflecken und kleine Frakturen muss man nicht unbedingt behandeln. Diese Defekte können langfristig stabil bleiben. Unter dem Defekt zieht sich der Nerv etwas zurück und verstärkt den Zahn von innen, so dass keine Schmerzen entstehen. Dieser Rückzug ist keine Krankheit, sondern eine natürliche, gesunde und ganz normale Abwehrleistung der Pulpa.

Soll man bohren oder nicht?

Ob man einen kleinen Defekt belassen oder behandeln soll, kann man mit diesen Kriterien entscheiden:

  • Stört der Defekt die Zunge, erschwert er die Mundhygiene, sieht er unschön aus?
  • Sind die Bohrer viel grösser als der Defekt?
  • Zerreisst die Zahnseide, wenn man sie über die verdächtige Stelle zieht?
  • Ist die Mundhygiene gut oder hat es Zahnbeläge beim Defekt?
  • Bleiben Speiseresten bei den Defekten hängen?
  • entstehen irgendwelche Schmerzen (beim Essen, Trinken, Zähneputzen usw.) ?

Tips, damit man nicht bohren muss:
  • Ist der Patient noch ein Kind, so kann man ihm helfen, die Zähne gut zu pflegen.
  • Behalten Sie die Zahnpaste nach dem Putzen noch eine Minute lang im Mund. So nehmen Ihre Zähne mehr Fluorid auf und werden widerstandsfähiger!
  • Vermeiden Sie süsse Zwischenmahlzeiten!

Erosionen

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Dieser 33-jährige Patient (07.11.2014, 1871) hat schon früh zahlreiche tiefe Erosionen bekommen. Womöglich hat er häufig einen etwas sauren Speichel.

links oben: viele alte Erosionen Praktisch jede Füllung bedeckt eine Erosion!

links unten: neue Erosionen Neben den Füllungen sind erneut kleine Erosionen entstanden. Es scheint, dass der Patient die Ursache nicht beheben kann und die Defekte nicht stabil sind sondern in nächster Zeit grösser werden. Deshalb hat er sich zu einer Behandlung entschieden.

rechts: die neuen Füllungen Die Füllungen halten sowohl die mechanischen Reibekräfte als auch die aggressiven chemischen Stoffe ab.


Beginnende Karies

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29-jährige Patientin (06.06.2013 / 4720)

Die Patientin besucht regelmässig eine Prophylaxeassistentin und pflegt ihre Zäne sehr gut. Die beginnende Karies hat erst das Stadium des "Kreideflecks" erreicht muss aus der Schulzeit stammen.

Dieser Kreidefleck hat drei typische Eigenschaften:

  • er liegt auf einer Fissur
  • der Rand ist hell (erstes Kariesstadium)
  • das Zentrum ist dunkel (zweites Kariesstadium)

beginnende Karies anzeigen

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20-jährige Patientin (28.09.2017 / 4229)

Die beiden unteren Sechser haben je einen braune kariöse Verfärbung. Die Oberfläche der Verfärbung ist hart und so glatt wie der restliche Zahn. Die Zahnseide franst (natürlich) nicht aus.

Mit einiger Fantasie ist auf dem Röntgenbild eine minimale Verschattung zu sehen.

Prognose: Weil die Verfärbung nicht versteckt ist und von der Zahnbürste gut erreichbar ist, haben beide Verfärbungen eine gute Prognose.

beginnende Karies anzeigen
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5 Jahre später

25-jährige Patientin (31.03.2022 / 4229)

Der Sechser rechts unten hat schon 2019 eine kleine Füllung bekommen. Hingegen hat sich der Sechser links unten nicht verändert.


Kleine Karies

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2002

2019

2023

46-jährige Patientin (18.01.2024 / 4000)

Röntgenbilder:

oben (17.12.2002):
Mit 25 hatten die beiden Zähne 65+ keinerlei Approximalkaries.

Mitte (03.09.2019):
Mit 42 ist ein kleiner Verdacht entstanden. Genügen die jährlichen Besuche bei der Prophylaxe-Assistentin und deren Hygiene-Instruktionen, um die beginnende Karies zu stoppen?

unten (30.11.2023):
Die Karies ist grösser geworden. Jetzt ist sie wahrscheinlich schon etwas im Dentin und muss man sie ausbohren!

Fotos von der Behandlung am 18.01.2024:

oben:
Die kleine Karies beim 5+ ist etwa 2 mm tief im Dentin.

Mitte:
Die Karies beim 6+ ist hingegen etwa 4 mm tief, also deutlich tiefer als es beim Anblick des Röntgenbildes scheint.

unten:
Die Kompositfüllungen sind weitgehend unsichtbar. Sie wurden "unter Sicht" hergestellt und haben eine gute Prognose.

Kritik:

Professor Krejci von Genf hätte bereits beim ersten Verdacht einer beginnenden Karies um 2019 eine nicht-invasive Versiegelung durchgeführt. Um die beginnende Karies zu finden, benützt er Durchleuchtungsgeräte und keine Röntgenbilder. Und um diese zu behandeln, benutzt er verschiedene kunststoffhaltige Flüssigkeiten. Er beschreibt das Vorgehen in 'Der Zahnarzt ist ein Dienstleister und kein Künstler'. Gespannt hoffe ich, dass er bald gute Langzeitergebnisse publizieren wird.

Copyright © 2024 Icon W. Weilenmann
erstellt: 30.06.2013 - 06.04.2024