W. Weilenmann
Dr. med. dent.
Walter Weilenmann
eidg. dipl. Zahnarzt
dipl. Natw. ETH

Mitglied SSO, SSGS
und SSO-Zürich.

Verlorene Zähne

Mit Komposit kann man viel mehr Zähne retten als mit Porzellan. Einzige Bedingung: die Wurzel muss noch gut sein. Sie darf nicht
    - fest wackeln (Parodontitis),
    - zu kurz oder zu schmal sein (Wurzelkaries),
    - kompliziert gespalten sein (Fraktur), und
    - resorbiert werden (Granulom).

Ein Zahnverlust ist oft gar nicht so schlimm, weil ich die Zahnlücke mit einer Kompositbrücke schliessen kann (500-800 CHF, siehe hier) statt mit einer Porzellanbrücke (2000-3000 CHF).


Zahnverlust wegen Parodontitis

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Zahnstein bis zur Wurzelspitze

72-jährige Patientin (19.03.2013 / 3056)

1: Wegen dem Zahnfleischschwund werden die Wurzeln sichtbar. Besonders schwierig wird es, wenn wie hier die "Furkation" erscheint, also ein Eingang zwischen die Wurzeln an die Oberfläche kommt. Nun können sich die Bakterien auch zwischen den Wurzeln vermehren, wo man sie praktisch nie mehr ganz entfernen kann.

2: Hier sieht man die beiden Wurzeln auf der Wangenseite. Sie sind schon komplett aus dem Zahnfleisch herausgetreten.

3: Der Zahn ist weit nach hinten gewandert und länger als die anderen geworden.

4: Der extrahierte Zahn. Man kann genau sehen, wo er noch angewachsen war: bei der kleinen, mit Blut rot markierten Stelle rechts oben. Das ist die Spitze der dritten Wurzel auf der Gaumenseite. Die weissen Beläge sind weiche, dicke Biofilme, die dunklen Beläge sind Zahnstein. Er ist bei diesem Zahn so hart und versteckt, so dass man ihn auch heute noch mit keinem Mittel vollständig entfernen kann. Der Zahn wackelte schon seit etwa 6 Monaten ziemlich stark, hat jedoch nicht eigentlich geschmerzt, sondern nur ein leicht komisches Gefühl erzeugt.


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Früher Zahnverlust

50-jähriger Patient (14.01.2016 / 6224)

Anamnese: Dies ist ein junger Patient, der praktisch noch gar keine Füllung hat. Das ist auffällig. Offenbar hat er andere Bakterien wie die meisten Leute. Sie machen keine Karies, sondern Zahnfleischschwund. Und offenbar ist die Körperabwehr des Patienten gegen diese Bakterien nicht stark genug.
Der Patient hat vor drei Jahren bereits den Zahn 7+ verloren, weil der Zahn fest wackelte. Nun ist dasselbe beim Zahn 7- passiert.

links: Ansicht von der Zungenseite. Die Wurzeln waren nur noch an den zwei kleinen Stückchen Zahnfleisch angewachsen. Der schwarze Bereich ist Zahnstein, vom Rauchen schwarz verfärbt.

rechts: Ansicht von der Wangenseite. Der Zahnstein ist schwarz verfärbt und reicht etwas bis zur Mitte der Wurzeln. Er befindet sich auch zwischen den Wurzeln, wo man nicht putzen kann.


Zahnverlust wegen Karies


Zahnverlust wegen Wurzelfrakturen

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Apikale Wurzelfraktur

47-jähriger Patient (23.09.2016 / 7111)

frakturierte Wurzel

Längsfraktur bis zum Apex. Das Röntgen zeigt die Fraktur nicht, aber die typische Reaktion im Knochen: Entzündung rund um die Wurzelspitze und seitlich der Wurzel entlang.


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Querfraktur in der Wurzel

61-jährige Patientin (18.03.2015 / 1677)

links: Ansicht von vorne. Der Spalt ist deutlich zu sehen.

Mitte: Ansicht von hinten. Die untere Hälfte der Wurzel hing nur noch lose am den Stift.

rechts: Auf dem Röntgenbild sieht man nur, dass sich der Knochen zurückzieht. Den Spalt kann man aber nicht sehen.


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Längsfraktur nach Wurzelbehandlung

59-jähriger Patient (02.06.2013 / 609)

links oben: Kleiner Tropfen Eiter direkt bei der Fraktur.

links unten: Im Innern der Wurzel befindet sich eine feuchte, übel riechende schwarze Masse.

Mitte: Ansicht von bukkal: KEIN Zahnstein.

rechts: Ansicht von oral: Zahnstein (schwarz) längs der gesamten Fraktur.

Wurzelbehandlung am 21.6.1994

Wurzelbehandlung

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Längsfraktur transversal

68-jährige Patientin (05.01.2016 / 668)

links Röntgenbild vom Notfalldienst. Schmerzen und geschwollene Wange wegen Eiter. Es ist keine Entzündung im Knochen sichtbar.

Mitte: Die Sonde kann bukkal ohne Schmerzen etwa 1 cm tief unter das Zahnfleisch geschoben worden.

rechts: Ein ganz feiner Spalt wird sichtbar, wenn man das Zahnfleisch etwas zurückschiebt.

links: Der Längsspalt auf der Wangenseite. Er war offenbar schon vor drei Jahren vorhanden, als die alte Wurzelfüllung revidiert wurde.

Mitte: Der Längsspalt von der Gaumenseite her gesehen. Auch hier war eine 1cm tiefe Tasche.

rechts: Der Zahn von vorne gesehen


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Längsfraktur sagittal

83-jähriger Patient (25.09.2017 / 5386)

Anamnese: Der Zahn 34 schmerzt seit zwei Wochen beim Kauen, weil er sich stark gelockert hat.

Röntgenbild: Es ist eine starke Entzündung sichtbar. Sie befindet sich nicht nur bei der Wurzelspitze, sondern längs der ganzen Wurzel. Das ist typisch für eine Längsfraktur. Bei der Entfernung der Stiftkrone könnte die geschwächte Wurzel noch ganz auseinanderbrechen. Die Wurzelfüllung hat sich zu einem grossen Teil aufgelöst. Im Wurzelkanal leben wahrscheinlich viele Bakterien. Sie dringen durch den Frakturspalt und lösen den Knochen auf.

Fotos: Das Licht von unten lässt den Frakturspalt aufleuchten. Er ist erstaunlich fein und ohne Licht kaum sichtbar. Das Bild beweist, dass auch eine Krone trotz perfekter Ferrule kein sicherer Schutz vor Längsfrakturen ist. Könnte ich die Stiftkrone ohne Erweiterung des Frakturspaltes entfernen, so gäbe ich der Wurzel durchaus noch eine Chance.
Auf dem Bild rechts (=Ansicht von mesial) schimmert beim Apex unten die rötliche Guttapercha-Spitze durch.


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Längsfrakturen nach AH26

Alle diese Wurzelfüllungen habe ich selber bei frisch abgestorbenen Pulpen mit AH 26 gemacht. Nach etwa 20 Jahre waren alle Wurzeln schwarz verfärbt und gespalten.

Die Schwarzverfärbung besteht aus Silberionen, welche aus dem AH 26 in die Dentintubuli hinaus diffundieren. Sie oxydieren und hydratisieren und erzeugen so einen Innendruck.
AH 26-Puder enthält 25-50% Methenamin, 2.5-10% Titandioxid und 0.25-2.5% Silber.

Silber ist bakterizid. Deshalb gibt es auch ganze Silberstifte für Wurzelfüllungen. Seit 2012 wird darauf hingewiesen, dass Silber für Zellen toxisch ist. AH 26 wird trotzdem immer noch produziert und verkauft.

Deutsches Aerzteblatt: Silber tötet Keime, schädigt aber Zellen (2012)

Toxicity of silver nanoparticles in biological systems (2017)

Cytotoxic Mechanism for Silver Nanoparticles Based High-Content Cellomics and Transcriptome Sequencing (2019)


Zahnverlust wegen Resorption


Zahnverlust wegen unfallbedingter Resorption der Wurzel

Vorgeschichte: 2009 hat die Patientin ihre linke obere Schaufel bei einem Sturz in den Ferien stark angeschlagen. Nach den Ferien kam sie zur Zahnkontrolle. Das Zahnfleisch blutete nicht mehr und der Zahn schmerzte nicht mehr. Er war jedoch etwas läger und noch nicht ganz so fest wie vorher. Ich meldete den Zahn der Unfallversicherung wegen Verdacht auf eine Spätfolge. Die Behandlung bestand lediglich darin, den Zahn um etwa 1 mm zu kürzen.
2014 kam die Patientin wieder, weil der Zahn die Zungenspitze kratzte.

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Nach der Behandlung: Die Patientin war recht erleichtert und erstaunt ab der raschen Erledigung des Problems. Sie hat schon anderes erlebt und bekommt beim Zahnarzt gerne einen Würgereiz. In drei Monaten wird sie wieder kommen um die Brücke zu verschönern und an den neuen Zahnfleischverlauf anzupassen.

60-jährige Patientin (16.04.2014 / 1222)

links: Knapp über dem Zahnfleischrand lugt ein scharfer Rand eines "Lochs ohne Boden" hervor. Der Gingiva entlang zeigt siche ein pink spot desease. Planung: Extraktion des Unfallzahns, Klebebrücke und Nachbehandlung.

Mitte: Das Röntgenbild zeigt ein extern resorbierendes Granulom. Es hat die ganze Wurzel befallen.

rechts: Von vorne scheint das Zahnfleisch (und damit der Knochen darunter) zurückzuweichen.

untere Bilder Die Behandlung begann mit der Extraktion der defekten Wurzel. Sie zerbrach und zerbröselte in mehrere kleine Teile. Dann wurde der Kofferdam gelegt, und nach insgesamt 90 Minuten war die Kompositbrücke plangemäss fertig.
Gesamte Kosten: knapp 900 CHF.


Zahnverlust wegen intern resorbierendem Granulom

Vorgeschichte: Keinerlei Symptome. Im März 2019 plötzlich Blitzschmerzen beim Kauen. Der Zahn hat vor und hinter der Amalgamfüllung einen Haarriss und könnte längsgespalten sein.

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61-jähriger Patient (07.03.2019 / 1173)

links: Röntgenbilder 1985 und 2008. Die Röntgenbilder zeigen, dass sich die Pulpa aus dem Bereich der späteren Resorption zurückzieht.

rechts: Extraktion 07.03.2019. Unter der Amalgamfüllung kam kein Haarriss sondern ein tiefes Loch zum Vorschein. Das Röntgenbild zeigte dann die interne Resorption bis unter das Knochenniveau. Am extrahierten Zahn fällt der scharfe und gezackte Rand der Resorption auf.

Zahn 17 unauffällig
Zahn 17 mit vermuteter Längsfraktur zu Beginn der Sitzung vom 07.03.2019.
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erstellt: 30.06.2013 - 06.04.2024