W. Weilenmann
Dr. med. dent.
Walter Weilenmann
eidg. dipl. Zahnarzt
dipl. Natw. ETH

Mitglied SSO, SSGS
und SSO-Zürich.

Kompositbrücken mit Drahtverstärkung

Brücken aus Komposit mit Drahtverstärkung sind eine interessante Alternative zu den Porzellanbrücken.

Die Kompositbrücken werden direkt im Mund hergestellt,
- sie sind minimalinvasiv (man muss also die Pfeilerzähne nicht abschleifen),
- sie können am Anfang als eine Parodontalschienung einen lockeren Zahn festigen,
- sie können verlängert werden, wenn ein Pfeilerzahn kaputt geht,
- sie lassen sich einfach reparieren, wenn etwas abbricht,
- auch umfärben, verlängern, verbreitern und verschmälern sind kein Problem.

Die drahtverstärkten Kompositbrücken sind eine neuartige minimalinvasive prothetisch-konservierende Therapie. Der Vorteil dieser Brücken ist einerseits, dass sie sich gut reparieren und vielseitig erweitern lassen, und andererseits, dass sie sich auch aus einer Parodontalschienung konstruieren lassen.

Kosten: Die Preise der Brücken, Reparaturen und Erweiterungen entsprechen den Preisen von Füllungen. Es fallen keine Labor-Kosten an und es braucht auch keine Provisorien und Abdrücke.

direkte Kompositbrücken


Neue Kompositbrücken


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Seit 2002 verstärke ich die Kompositbrücken mit einem Draht, der auf dem vorderen und hinteren Pfeilerzahn aufliegt. So hat ein Bruch zwischen Pfeilerzahn und Zwischenglied keine verheerenden Folgen mehr und halten auch mehrgliedrige Brücken. Mit den Jahren lernte ich worauf es ankommt:

  • der Verstärkungsdraht soll 3-4 mm weit auf dem Pfeiler aufliegen (sonst kann er abrutschen, wenn sich der Pfeiler bewegt)
  • breite Zähne brauchen 2 Drähte (sonst kann das Zwischenglied entzwei brechen)
  • Das Komposit auf dem Draht soll mindestens 1 mm dick sein (sonst kann es abblättern)
  • Das Zwischenglied sollte möglichst über dem Draht und nicht weit neben dem Draht belastet werden (sonst kann es abbrechen)
  • Einmal-Patienten: Wegen der Mund-zu-Mund-Propaganda kommen immer wieder neue Patienten (auch von weit her), die nur eine Kompositbrücke möchten und dann wieder gehen.


    Survivalkurve der Kompositbrücken


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    Weil die Brücken immer wieder repariert werden können, halten fast alle bis heute.

    Die Ausnahmen entstehen bei den Einmal-Patienten, welche mit einem Defekt an der Brücke zu ihrem Zahnarzt gehen (weil sie weit weg wohnen usw.). Die meisten Zahnärzte sagen, eine solche Brücke sei nicht reparierbar oder sei nur ein Provisorium (obwohl jeder jeden Tag Komposit verarbeitet). Dann fertigen sie eine Porzellanbrücke an. Davon höre ich, wenn überhaupt, nur per Zufall von anderen Leuten, und dies erst zweimal.


    Anzahl Zwischenglieder


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    Die Formeln der Brücken lauten beispielsweise:

    5(4)+, (6)54+  mesiale und distale Fliegerbrücke
    5(4)3+gewöhnliche Brücke mit einem Zwischenglied
    65(4)3+Schienung des parodontal gelockerten 5+ an 6+, Zwischenglied 4+ und Pfeiler 3+
    65(4)3(2)+Schienung 65+, Zwischenglied 4+, Pfeiler 3+ und Flieger 2+
    6(54)3+ 2-gliedrige Kompositbrücke

    Die Kompositbrücken sind frei in der Gestaltung. Sie erlauben jede Kombination mit einer Schienung, Schaltbrücke, Fliegerbrücke und fortgesetzter Brücke mit drei oder mehr benachbarten oder nicht-benachbarten Pfeilern.

    Der Verstärkungsdraht ist meistens durchgehend in einem Stück. Bei einer Erweiterung wird oft ein zweiter Draht eingelegt.

    Es sind auch alle Arten von Pfeilern möglich: füllungsfreie Zähne, solche mit Amalgam- oder Kompositfüllungen sowie überkronte Zähne. Allerdings werden die meisten Amalgamf¨llungen mit Komposit ersetzt. In die Füllungen und VMK-Kronen werden etwa 3-4 mm lange Schlitze für die Drähte präpariert. Bei füllungsfreien Zähnen eignet sich oft die Zentralfissur zur Aufnahme eines Drahtes.


    Alter der Patienten


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    Das Alter der Patienten zum Zeitpunkt der Brückenherstellung ist wichtig im Hinblick auf den Zustand der Zähne. Die Klebekraft zwischen Komposit und Zahn sinkt im Alter auf unter 50%, wobei die Kraft der Kaumuskeln etwa gleich hoch bleibt. Das heisst, die Brücken müssen mechanisch gut befestigt werden.

    Minimalinvasiv und maximal retentiv

    Bei jungen Zähnen ist die Minimalinvasivität wichtig wegen der grossen Pulpa. Sie sollen nur minimal beschliffen werden. Die Pulpa wird aber im Laufe des Lebens immer kleiner und kürzer. Deshalb sind bei bei vielen 70- und 80-jährigen Patienten die Zähne ganz unempfindlich. Bei ihnen darf man 3 Millimeter tiefe Rillen für den Verstärkungsdraht in den Zahn schleifen, ohne dass er schmerzt.


    Reparaturen und Erweiterungen pro Jahr


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    Gründe von Reparaturen und Erweiterungen
    • Karies
    • parodontales Versagen eines Pfeilers
    • Längsfraktur einer Wurzel
    • Kompositabriss wegen starkem Knirschen
    • Überlastungen im stark reduzierten Restgebiss
    Beachte:
    Die Zahl der Reparaturen ist von 2013 mit über 60 auf unter 10 seit 2018 gesunken. Das ist eine erfreuliche Folge der Erfahrungen mit den kurz-, mittel- und langfristigen Schäden der ersten Kompositbrücken. Aus Fehlern lernt man, und so konnte ich bessere Brücken bauen. Obwohl immer mehr Kompositbrücken in Gebrauch sind, entstehen immer weniger Schäden.


    Reparaturen und Erweiterungen pro Brücke


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    Viele Brücken sind zunächst nur eine paradontale Schienung. Der wackelnde Zahn wird noch nicht extrahiert. Aber nicht selten wird einige Jahre später ein Umbau in eine Brücke nötig. Dabei wird einfach die parodontal geschädigte Wurzel von der Krone abgetrennt (Amputation) und seitlich neben der Brücke aus dem entzündeten Zahnfleisch herausgezogen. Der Umbau der Paroschiene zu Kompositbrücke innert 30 Minuten ist für die Patienten stets eine sehr willkommene Behandlung.

    Anfangs gab es Kleinfrakturen an den Zwischengliedern, weil der Gegenzahn weit neben dem Verstärkungsdraht auf das Komposit gebissen hat. In der Folge begann ich, bei breiten Zwischengliedern zwei Drähte zu verwenden. Damit war das Problem gelöst.

    Einige Defekte entstanden auch, weil ich den Verstärkungsdraht nur 1 mm weit auf die Randleiste des Pfeilerzahns legte. Aber manchmal werden die Pfeiler beim Kauen oder Knirschen etwas auseinander gedrückt. Und weil Komposit nur wenig Zug erträgt, riss dann das Zwischenglied vom Pfeilerzahn ab. Seither lege ich den Draht immer 3-4 mm weit auf die Pfeiler.

    Spätere Defekte entstanden, weil das Komposit über dem Draht abblätterte, wenn es den Draht nur ganz dünn abdeckte. Da schliff ich vom Draht und vom Gegenzahn je 0.5 mm weg und trug eine 1 mm dicke Schicht Komposit auf. Diese abgeschliffenen Drähte haben nie ein Problem verursacht, und es scheint, dass statt dem 1.2 mm dicken Draht auch ein nur 1.1 mm dicker Draht genügen könnte.


    Fallbeispiele
    Viele Fälle sind unter 'Leistung/Klebebruecken' abgebildet. Zum Beispiel ein sehr einfacher Fall oder Der schwierigste Fall


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    Ersatz einer unteren Teilprothese durch drahtverstärkte direkte Kompositbrücken

    77-jährige Patientin (14.05.2021 / 1488)

    Diese Patientin hat zwei Brücken. 33...37 wurde 5 mal, 43....48 wurde 7 mal repariert bzw. erweitert.

    Die Patientin ist eine migränegeplagte Knirscherin. Sie möchte keine Knirscherschiene und auch keine Implantate. Mit der Teilprothese hatte sie immer ein schlechtes Gefühl.

    Der Ersatz der Teilprothese durch die festsitzenden Brücken war ihr eine grosse Erleichterung. Obwohl die Brücken seit 2013 insgesamt 12 mal repariert und erweitert werden mussten, ist sie immer noch zufrieden mit dieser Lösung.


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    Kompositbrücken ohne Extraktion der Wurzeln

    75-jährige Patientin (14.05.2021 / 536)

    Diese Patientin hat zwei Brücken und eine obere Vollprothese. Deshalb hat sie nur noch eine kleine Kaukraft. Die Brücken sind nie gebrochen, aber...

    17.10.17: der Zahn -6 wurde geschient,

    08.11.17: die Brücke 76(54)3- wurde hergestellt mit Erhalt beider Wurzeln von 6-,

    08.09.20: Brücke 2(1)-1 ohne Drahtverstärkung. Sie ist in dieser Statistik nicht aufgeführt.

    22.04.21: die Schienung von -6 wurde zur Brücke -5(6)7 erweitert unter Erhalt beider Wurzeln von -6.


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    Repatur wegen grosser Karies

    75-jährige Patientin (14.04.2013 / 585)

    Diese Brücke musste seit 2013 sechs mal wegen Karies bei 7-, Wurzelbehandlung bei 3- und Verlängerung bis 2- modifiziert werden.

    PatStatus
    Grosse Karies 6.12.2015: Schon nach 2.5 Jahren entstand diese grosse Karies bei 7- mesial

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    Reparatur wegen Höckerabbruch und Karies

    76-jähriger Patient (17.05.2021 / 1023)

    Dieser Patient hat die Brücke 47(46)45 aus dem Jahre 2017 verloren, weil 47 parodontal zu locker geworden ist. 2014 wurde die Brücke 35(36)37 hergestellt. Sie musste seither sieben mal repariert werden.

    17.05.2021: Der bukkale Höcker von -5 ist abgebrochen. Die Wurzel darunter war kariös. Die Brücke hat sich aber nicht gelöst. Die Wurzelfüllung in der Tiefe war noch in Ordnung. Solche Reparaturen sind wie gewöhnliche Füllungen.


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    Gewöhnliche kleine Kompositbrücke

    58-jähriger Patient (28.03.2006 / 1595)

    Diese Brücke 6(5)4+ wurde 2006 hergestellt und musste bisher nie repariert werden.

    Die beiden Drähte der Brücke konnten einfach in die bestehenden Füllungen eingelegt werden.

    Keine Spritze, kein Kofferdam, keine Schmerzen, und bloss eine knappe Stunde Arbeitszeit!


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    Grosse 8-jährige Kompositbrücke

    83-jährige Patientin (02.06.2021 / 585)

    Die Brücke 8(654)3- wurde 2013 gemacht und musste bisher nie repariert werden. Die Patientin ist noch immer bestens zufrieden damit. Die Aufnahme zeigt die Brücke ohne Beschönigung.

    Arbeitszeit: 2 Stunden, Preis: 859 CHF
    (Arbeitszeit heute: 90 Min., Preis ca. 600 CH).

    Status
    Copyright © 2024 Icon W. Weilenmann
    erstellt: 13.05.2021 - 23.02.2024