W. Weilenmann
Dr. med. dent.
Walter Weilenmann
eidg. dipl. Zahnarzt
dipl. Natw. ETH

Mitglied SSO, SSGS
und SSO-Zürich.

Obliterationen

Die Aufgabe der Pulpa beim erwachsenen Zahn ist die Obliteration des Cavums.
Dabei wird der Hohlraum in viele kleine Kammern unterteilt. Die Kammerung erschwert die Verbreitung von Metaboliten (Nahrung, Quorum sensing), weil die Kammerwände Diffusionsbarrieren sind. In den Kammern findet der Biofilm nur wenig Platz für das Wachstum. Deshalb verursachen obliterierte Zähne nach Frakturen oder tiefer Karies weder Schmerzen noch Entzündungen.
Nachteil der Obliteration

Die Obliteration macht den Zahn dunkler und lässt ihn gelblich erscheinen.
Obliterierte Wurzelkanäle lassen sich nicht erweitern und reinigen. Wenn sie ein Granulom verursachen, so ist der Zahn verloren.


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Entstehung der Obliteration

Die Obliteration entsteht durch

  • rundliche Dentikel im gesamten Hohlraum,
  • Mikroverkalkungen entlang von Blutgefässen und Nervenbündeln und
  • die Auskleidung des Cavums mit Prädentin (Verkalkungsglobuli, Kalkosphäriten).

Präparat eines jungen Weisheitszahns
von Prof. Dr. sc. nat. Dieter Bosshardt
Orale Histologie
Universität Bern
Email <dieter.bosshardt@zmk.unibe.ch>


Beschreibung

Gute Obliterationen

Dentikel verschliessen die Pulpakammer
45-jähriger Patient (02.04.2014 / 4577)
Perfekt verschlossene Pulpakammer. Auch dieser Patient hat keinen Schmerz gespürt. Die Pulpakammer ist so gut verschlossen, dass keine Bakterien eindringen konnten.

Ohne Obliteration...

Stirbt eine Pulpa, wird der Zahn dunkel und hat eher eine verkürzte Lebenszeit.

Zahn mit totem Nerv

56-jähriger Patient (25.02.2012 / 2154)
Die dunkle Farbe kommt von innen (Wurzelfüllung) und aussen (Blut, Zigaretten). Interessant: der Knochen weicht wegen der Verfärbung nicht zurück!


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Obliteration in Perfektion

65-jähriger Patient (17.12.2014 / 473)

Oft kommt es vor, dass Patienten im hohen Alter tiefe Karies bekommen. Dank der Obliteration sind die Folgen sehr milde. Ohne Obliteration wäre tiefe Karies bei alten Menschen so schmerzhaft wie bei jungen.

Bei diesem oberen Weisheitszahn (18) ist die Karies profunda bereits exkaviert. Die Exkavation hat nicht geschmerzt. Eine Anästhesie war nicht nötig. Alle drei Wurzelkanäle enthalten eine feste, helle Masse. Zwei Kanäle zeigen je den Einstich mit einer spitzigen Sonde. Das Material in den Kanälen ist geruchsfrei.

Die Füllung wurde ohne Wurzelbehandlung einfach in diese Kavität gelegt.


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Obliteration wegen Knirschen und sauren Speisen

63-jähriger Patient (08.02.2017 / 1731)

Die Krone dieses Eckzahns (23) ist nur noch etwa halb so lang wie in der Jugend. Sie hat beim Knirschen durch Abrasion so viel Substanz verloren. Zusätzlich ist die Kaufläche wegen sauren Speisen und Getränken durch Erosion ausgehöhlt worden. Die Pulpa hat sich zurückgezogen und einen neuen Deckel aus Sekundärdentin und Tertiärdentin hergestellt. Dieser Deckel fällt im ersten Moment nicht auf (Bild links). Aber wenn das Licht von der Seite einfällt, leuchtet er deutlich auf (Bild rechts, runder heller Bereich in der Mitte des Zahnes).


Obliteration

Obliteration im Alter

88-jährige Patientin (11.04.2013 / 1626)

Palatinaler Wurzelrest von 16
Durchmesser: ca. 3 mm
Länge: ca. 4 mm
Pulpa: vollständig obliteriert
Beweglichkeit: leicht erhöht
Belastungsschmerz: keiner

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Wurzelkanäle ohne Pulpa

89-jähriger Patient (27.06.2012 / 479)

Vollständig obliterierte Pulpen im hohen Alter sind eine wertvolle biologische Barriere gegen Bakterien. Bestimmt ist das Innere der obliterierten Wurzelkanäle voller Biofilme. Sie erzeugen jedoch keine Symptome, weil sie sich offenbar in der Enge zwischen den Dentikeln nicht vermehren können.



Die drei Kanaleingänge anzeigen

Der Molar (Zahn 17) schmerzte nie, obwohl die ganze Krone kariös zerstört ist.
Der Patient trägt eine Vollprothese mit genau einer Klammer an diesem Zahn.
Der Zahn besitzt eine hohe Festigkeit (Zahnbeweglichkeit = 1).
Wegen der parodontalen Gesundheit steht die Erhaltungswürdigkeit ausser Frage!


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Die distale Wurzel hat auf dem Röntgenbild einen weiten Wurzelkanal und ein grosses Granulom (links im Bild). Sie wird mit einer Hemisektion entfernt.
Die mesiale Wurzel hat keine Entzündungszeichen, ihr Wurzelkanal ist eng und sie schmerzt beim Bohren. Sie wird ohne Wurzelbehandlung zu einem Prämolaren aufgebaut.

Obliterierte Wurzelkanäle

66-jähriger Patient (11.09.2012 / 476)

hemisezierter Sechser
Der hemisezierte 7-, sechs Jahre spärter

8Granulom64_1808.jpg

1
2
4
3

Unrettbar obliterierter Sechser

67-jährige Patientin (26.06.2022 / 1808)

13.06.2015: 6- Zahnhalsfülllung tief subgingival. Die Patientin putzt mit Weleda. Habe Fluorid-Gel empfohlen.

26.06.2022: Wangenschwellung bei 6- und tiefe Karies distal. PE gescheitert weil der mesiobukkale Kanal unauffindbar ist. Nach 60 Minuten vergeblichen Suchens ist die Patientin mit einer Extraktion einverstanden.

links: Extrahierter 6- mit drei Wurzeln Die dritte Wurzel ist eine Seltenheit und auf dem Zahnröntgenbild nicht zu sehen.

rechts: Nach der Extraktion zeigt der Cavumboden:
1 mesiolingualer Kanal (erweitert bis 15).
2 Perforation in den Interradikulärraum neben dem unauffindbaren mesiobukkalen Kanal.
3 vermeintlich einziger distaler Kanal (erw. bis 30).
4 Region des verborgenen vierten Wurzelkanals.

Copyright © 2024 Icon W. Weilenmann
erstellt: 26.04.2015 - 23.02.2024