Wenn ein älterer Patient nicht mehr flach auf dem Behandlungsstuhl liegen kann, den Mund nicht weit öffnen kann, nicht merkt, dass seine Zähne gar nicht gut geputzt sind, dann ist manchmal eine spezielle Art von Behandlung angebracht, die mit wenig Aufwand eine möglichst gute Verbesserung im Mund bewirkt.
Solche Patienten werden oft von ihren Töchtern in die Praxis geführt und gehen am Rollator oder an Stöcken. Meistens kommen sie, weil ein vorderer Zahn abgebrochen ist. Und meistens entsteht der Bruch wegen Karies im trockenen Mund. Weil Karies im trockenen Mund innert einem Jahr sehr tief werden kann, entsteht in dieser Lebensphase bei manchen Leuten so viel Karies wie noch nie im früheren Leben.
Motiv dieser Seite: Die Zahl der älteren und sehr alten Patienten nimmt zu. Ich kenne sie schon 30 bis 40 Jahre und habe sie als vitale Menschen in Erinnerung. Nun bekommen sie plötzlich viel Karies, und manche sind gebrechlich, im Gesicht verändert und merklich kleiner geworden.
Bei den ältesten scheint mir, als ob sie nur kommen, damit die Zähne in Ordnung sind wenn sie sterben, und damit sie noch einmal zeigen können, dass sie eigentlich noch so fit sind wie früher und sogar eine Zahnbehandlung ertragen, - und damit sie sich von mir verabschieden können, nachdem ich sie so lang betreut habe. Das berührt mich und davon möchte ich hier berichten.
Der Patient hat überhaupt kein Problem mit den abgenützten Zähnen. Hingegen musste er kürzlich ein Hüftgelenk operieren lassen und geht jetzt an zwei Stöcken.
Die Abnützungen oben auf den Schneidekanten kommen vom Knirschen und Abbeissen von harten Sachen.
Die glänzigen Abnützungen in der Zahnmitte kommen vom Knirschen gegen die oberen Frontzähne.
Die Abnützungen unten bei den Zahnhälsen kommen von den Verbiegungen der Zähne im Moment von sehr grossen Kaukräften.
Auch dieser Patient hat kein Problem mit den abgenützten Zähnen.
Die Abnützungen haben die Form von Dellen. Es sind Erosionen des Dentins wegen sauren Speisen, Getränken und Früchten.
Auch diese Patientin ist zufrieden mit ihren Frontzähnen und möchte sie nicht verändern.
Diese Frontzähne haben eine ziemlich gute Zahnstellung ohne jeden Krankheitswert. Trotzdem sagt der junge Mann, dass sie ihn stören und er sie korrigieren lassen möchte. Und zwar noch dieses Jahr, weil seine Versicherung nur bis Ende 20 bezahlt.
Die Patientin war immer eine noble, sympathische und gepflegte Frau. Nun plötzlich bricht ihr eine ganze Brücke heraus - ohne Vorwarnung und ohne Schmerzen. Auf dem Röntgenbild sieht man noch Eiter unter der Molarenwurzel. Da die Patientin aber keine Schmerzen hat, möchte sie deswegen keine Behandlung. Es störte sie nur, dass man eine Lücke sehen konnte.
Der Ausweg war, wenigstens an der Prämolarenwurzel mit einer WIRZ-Schraube einen Zahn aus Tetric zu befestigen.
Roter Pfeil: der notdürtige Ersatz für die Brücke.Hintergrund
Viele alte Menschen haben einen zu trockenen Mund.
Der Speichel fehlt wohl altershalber und wegen Medikamenten.
Ohne Speichel werden die Zähne rasch spröd und kariös.
Nie im Leben zuvor hatten diese Patienten derartige Zahnprobleme.
Lässt die Handfertigkeit nach, so kann man die Speiseresten zwischen den Zähnen nicht mehr gut entfernen. Sie stören die Zunge, machen Karies, drücken zudem auf das Zahnfleisch und spreizen die Zähne auseinander.
Die Patientin hat in letzter Zeit viel abgenommen. Sie bat mich, die Spalten zwischen den Zähnen zu verschliessen, damit sie wieder besser essen kann und nicht mehr so viele Speiseresten stecken bleiben, weil sie nur noch mit diesen drei Zähnen kauen kann.
Der Patient kam in Begleitung seiner Tochter und an zwei Gehstöcken in die Praxis. Er kann kaum mehr gehen und meint im Spass, er kaue ja gar nicht mehr. Aber er hat beobachtet, dass die vorderen Zähne beweglich geworden sind.
Eine tiefe Karies hat den Brückenpfeiler 3+ zerstört. Aber der Zahn 4+ ist noch fest und hat nur wenig Karies. Der Brückenpfeiler 3+ kann also am Zahn 4+ befestigt werden.
Aber auf Bild 5 sieht man etwas anderes: Im fortgeschrittenen Alter nimmt die Kaukraft ab. Dann beginnen sich die Zähne nicht selten zu verschieben. Bei diesem Patienten berühren sich deswegen nur noch die hintersten Zähne, und die Frontzähne haben keinen Kontakt mehr.
Unter der trockenen Oberlippe beginnt bei allen Frontzähnen eine Zahnhalskaries. Man kann ihr Wachstum deutlich sehen: beim Zahn 1+ beginnt sie als eine fleckige weisse Verfärbung. Beim Zahn 2+ ist die Verfärbung schon breiter und tiefer. Beim Zahn 4+ ist der befallene Schmelz 1 mm breit abgefallen, was aber noch nicht stört. Beim Zahn 3+ war deutlich mehr Schmelz abgefallen. Erst beim Exkavieren zeigte sich, dass die Karies bis unter die Amalgamfüllung reichte und viel grösser war als es anfangs schien. Im trockenen Mund wächst die Karies viel rascher als sonst. Der Speichel hat offenbar eine starke karieshemmende Wirkung. Zum Trost: so alte Zähne schmerzen nicht mehr beim Bohren.
Der Patient kam, weil er mit dem Finger plötzlich ein kleines Loch beim Eckzahn 3+ spüren konnte. Er hatte keine Schmerzen und konnte sich nicht vorstellen, was das war, hatte er doch seit vielen Jahre kein Problem mehr mit den Zähnen.
Die Patientin stamm aus noblem Haus und wurde von ihrer Pflegerin gebracht, weil ihre Tochter die Karies am Frontzahn 2- gesehen hat. Der Zahn schmerzt nicht, und die Patientin war beim Bohren trotz ihrer Demenz sehr ruhig.
Nicht selten scheint es, dass die Karies im trockenen Mund rasch auch tief unter das Zahnfleich wächst. Verletzt der Zahnarzt beim Bohren das Zahnfleisch, so blutet es sofort und wird es unmöglich, eine Füllung zu machen. Deshalb ist besonders bei alten Patienten das blutungsfreie Exkavieren eine sehr nützliche Kunst.
Der Patient gibt sich alle Mühe, die Zähne sauber zu putzen. Aber die Bakterien finden sogar zwischen den Wurzeln genug Platz, um kariös zu werden.
1: Der Zahn +6 hat plötzlich ein Stück der Füllung verloren. Das schmerzte nicht, aber es störte die Zunge.
2: Ich entfernte die ganze Füllung, und darunter kam eine grosse Karies zum Vorschein. Sie hat die Verbindung zwischen den Wurzeln aufgelöst. Die Wurzel zum Gaumen war bis tief unter das Zahnfleisch aufgeweicht und konnte nicht mehr verwendet werden. Die anderen beiden Wurzeln hatten noch die ganze Seitenwand des Zahnes, welche kaum wackelte.
3: Die Wurzel zum Gaumen wurde einfach belassen. Und der restliche Teil vom Zahn wurde mit einem Draht zum hinteren, noch guten Stockzahn verbunden.
4: Die fertige Füllung. Der Patient spürte fast keinen Unterschied zu vorher und war sehr glücklich, dass er den Zahn behalten konnte.
Auch dieser Patient putzt seine Zähne eigentlich sehr sauber. Aber beim Weisheitszahn deckt die Wange den Zahn so fest ab, dass die Zahnbürste dort nicht hin kann. Jemand müsste ihm dort beim Zähneputzen die Wange abhalten.
1: Das Röntgenbild vom 2.12.2021 zeigt beim Weisheitszahn eine Karies und dass die Pulpa praktisch nicht mehr vorhanden ist. Beim Zahn daneben ist sie noch knapp als ein ganz feine Linie zu sehen.
2: Ein Monat später sind die zwei bukkalen Höcker abgefallen. Die etwa 40 Jahre alte Amalgamfüllung sass aber immer noch fest auf dem Zahn. Darunter kam eine riesengrosse Karies zum Vorschein. Bei jüngeren Patienten wäre jetzt eine Wurzelbehandlung nötig gewesen. Aber im hohen Alter und im Lauf der Jahrzehnte ziehen sich viele Zahnnerven sehr weit zurück. Ich konnte die Karies ohne Spritze und ohne einen nennenswerten Schmerz ausbohren.
3: Das sauber geputzte Loch. Beachte: das Zahnfleisch blutet nicht, obwohl die Karies bis tief unter das Zahnfleisch reichte. Um so sorgfältig auch unter dem Zahnfleisch bohren zu können, braucht es schon etwas Erfahrung.
4: Bei guter Beleuchung scheint der Nerv doch noch etwas lebendig-rötlich durchzuschimmern. Aber er hat das Bohren eigentlich nicht gespürt. Die Füllung war nun sehr einfach zu legen - und der Patient war glücklich, dass der Zahn nicht extrahiert werden musste.
Die Patientin lebt alleine in einer 2-Zimmer-Wohnung, und die Spitex kommt nur einmal am Morgen und einmal am Abend. Das letzte Mal ist sie vor drei Jahren beim Zahnarzt zur Kontrolle gekommen. Da war noch alles i.O. Aber seither ist ihr immer wieder mal einer der hinteren Zähne abgebrochen. Sie hat alle in einem Schächtelchen aufbewahrt.
Nun sind aber innert zwei Tagen die beiden Frontzähne abgebrochen. Das konnte jeder sehen, deshalb wollte sie wieder zum Zahnarzt. Der Wasserspray irritierte sie sehr bei der Behandlung. Deshalb musste sie pausenlos schlucken und mit der Zunge die Zähne abtasten.
Die Patientin war erst vor 5 Monaten bei uns zur Zahnreinigung, und von dieser Karies im Zahn 34 war noch nichts zu sehen. Das Loch tut nicht weh, es stört nur die Zunge.
links: das grosse Loch
Mitte: Karies exkaviert ohne Schmerzen und ohne Spritze. In der Mitte vom Loch sieht man das braune Tertiärdentin. Es schützt die Pulpa vor der Karies. Rechts vom Loch sieht man eine sogenannte Teilmatrize. Sie bewirkt, dass das Komposit beim Stopfen zwischen den Zähnen eine schöne Form bekommt.
rechts: die fertige Kompositfüllung
79-jährige Patientin (05.10.2022 / 1038)
Diese Prothese ist tadellos sauber geputzt. Offensichtlich ist die Patientin ebenso tüchtig und vital wie jedermann.
81-jährige Patientin (05.10.2022 / 3459)
Die Patientin lebt in einem Pflegeheim und hofft, in einiger Zeit wieder in eine Mietwohnung ziehen zu können. Aber hat sie nicht etwas Alzheimer? Die Beläge auf der Prothese stören sie nicht. Den letzten Termin hat sie vergessen, obwohl ihr einer der vier Frontzähne abgebrochen ist. Und kürzlich habe sie eine Schulteroperation gehabt, weil die Sehne einfach so gerissen sei. Ist sie vielleicht umgefallen und hat es vergessen?
Das Pflegepersonal könnte die Prothese ganz einfach mit einer solchen Handbürste putzen.