Diese Erlebnisse sind häufig auch mit einem ausserordentlichem Stress verbunden. Denn erstens kann man von keinem Lernenden erwarten, dass er sich widersprüchliche Arbeitsweisen einprägen möchte. Und zweitens von keinem Lehrer, dass er auch das Gegenteil seiner Empfehlungen und Vorschriften gegen aussen vertritt. Aber die Praxis und die Realität stellen uns genau vor diese Anforderung. Als Beispiele werden hier die ausserordentlichen Fälle, die sich in meiner Praxis im Laufe eines Monats ereignet haben.
72-jährige Patientin (29.08.2023 / 8408)
Normalerweise sind die Patienten nach einer Füllung einfach zufrieden. Diese ehemalige Lehrerin hat uns überdies ein Dankes-Email mit einer Blumen-Karte geschickt. Und der Dank richtet sich auch ausdrücklich an meine Frau.
Frau Witzgall ist eine sehr aufmerksame Assistentin. Sie achtet auf die Angst der Patienten und beachtet ihre Bewegungen, Gesichtsfarbe und Temperatur der Stirn und Hände. Darauf reagiert sie mit psychologischen und physiologischen Techniken. Einige sind hier beschrieben:
Weitere Techniken zum Angstabbau
Musik, Aromata, Fernseher, Akupressur, Medikamente, Hypnosen und Narkose.
50-jährige Patientin (31.08.2023 / 5591)
Diese Albanerin hatte schon seit zwei Tagen derart starke Kopfschmerzen, dass ihr Mann für sie per Telefon einen Notfall-Termin reserviert hat.
Die Kopfschmerzen befanden sich links und rechts im Gesicht, in den Wangen und in der Stirn. Der Verdacht fiel sofort auf eine stressbedingte Muskelverspannung. Und tatsächlich fühlten sich die Wangen bei der Palpation hart wie ein Brett an. Auf die Frage, ob die Patientin im Moment einen grossen Stress habe, antwortete sie:
"Ich kei Problem!"
Andere Länder, andere Sitten
Die Schmerzen wurden sofort besser, als ich ihr ein warmes Tuch auf die Wange legte.
Dies war dann auch das einzige, was ich ihr mit nach Hause geben konnte. Das weitere
Nachfragen nach den persönlichen Umständen und Erklären möglicher Ursachen
war offenbar unerwünscht und hätte
wahrscheinlich gegen ein soziales Tabu verstossen.
35-jähriger Patient (07.09.2023 / 8485)
Sind nur noch die Wurzeln vorhanden, so gilt der Zahn als verloren. Aber Extrahieren ist immer schade!
Möchte der Patient die Wurzeln retten und sind diese fest, schmerzen nicht
und bieten dem Komposit einen guten Halt, dann kann man eine Rettung versuchen.
Dazu braucht es maximal viel Komposit, und fast kein Zahnarzt würde das tun!
Die Lebensdauer der Füllung hängt von der Kraft ab, mit der der Patient auf der Füllung kaut,
und vom Zahnfleisch, das sich unter dem Komposit entzünden könnte.
Ein besonders emotionaler Moment
Wenn der Patient das erste Mal mit den Wurzeln wieder einen Kaudruck
spürt, dann ist es, als ob er plötzlich mit einem Auge wieder sehen könnte!
46-jährige Patientin (12.09.2023 / 1522)
Normalerweise stirbt ein Zahnnerv nur wegen einer tiefen Karies oder weil er bei einem Unfall bricht.
Aber dieser Zahn ist kariesfrei und hat nur eine ganz kleine dünne Füllung. Konnten Bakterien bei der okklusalen Erosion durch offene Dentinkanäle in den Zahn eindringen? Beim Herausputzen hat der tote Nerv jedenfalls entsprechend faulig und übel gestunken.
Noch nie gesehenes Symptom
Der Zahn hat nie geschmerzt und nur eine schmerzlose, erbsgrosse, halbharte Schwellung verursacht.
Im Normalfall verursachen solche Zähne starke Schmerzen und eitrige Schwellungen.
41-jähriger Patient (14.09.2023 / 2940)
links: Der hinterste Zahn sieht ganz aus, zeigt aber starke Knirscherspuren links und rechts von der Fissur. Er schmerzt beim Kauen.
rechts: Die Fraktur geht mitten durch die Pulpakammer. Der Zahn ist unrettbar verloren und musste extrahiert werden.
Absolute Seltenheit
Zahnfrakturen wegen Knirschen sind seltener als Zahnfrakturen wegen Unfällen.
73-jährige Patientin (14.09.2023 / 7938)
Die Patientin hat schon vier Implantate verloren und musste die Brücke im Oberkiefer jeden Tag mit Haftcrème befestigen. Die Zähne gefielen ihr nicht, weil die vorderen zu kurz und die hinteren zu lang waren. Nun wollte sie feste Zähne aus Komposit und hoffte, dass es schöner aussieht als Porzellan.
oben (2 Stunden): Drei Wurzeln bekamen eine WIRZ-Schraube, und daran wurden zwei Drähte befestigt. Das Implantat vorne links hält zwar noch, hat aber eine tiefe Tasche.
Mitte (3 Stunden): Von der Porzellanbrücke wurden die drei Zähne (graue Pfeile) abgetrennt und im Mund befestigt. Dann wurden drei Frontzähne aus Komposit gefertigt und zum Biss passend eingeschliffen.
unten (2.5 Stunden): Am nächsten Tag wurden die restlichen drei Zähne oben rechts modelliert. Der Patientin war die Form des Eckzahnes sehr wichtig. Weil sie mit dem Ergebnis zufrieden ist, möchte sie auch oben links Kompositzähne machen lassen. Denn das Implantat oben links entlässt immer wieder einen üblen Geruch.
Preis total
7.5 Stunden Arbeit: 3100 CHF. Der Patientin wurden Arbeiten zu über 20'000 Euro angeboten.
58-jährige Patientin (19.09.2023 / 4876)
Die Patientin rief an, weil ihr Homöopath gesagt hat, sie solle sich den Zahn 36 ziehen lassen, weil dieser die Hitzewallungen verursache. Sie hatte keine Schmerzen an diesem Zahn.
Das Röntgenbild zeigte jedoch, dass der Zahn eine Wurzelfüllung und ein Granulom hatte. Bei der Probebohrung zeigte sich, dass es im Zahn drin übel roch.
Die Patientin entschied sich für die Extraktion, weil die Wurzel einen Riss haben könnte.
Und tatsächlich! Die hintere Wurzel des 36 hatte einen Riss, und der Zahn war unrettbar verloren. Der Homöpath hat ihn ohne Röntgenbild zurecht verdächtigt!