Mit "Bruxismus" wird ein sehr häufiges Knirschen und Pressen bezeichnet. Knirschen ist ein angeborener biologischer Korrekturmechanismus des Gebisses, der bei Kindern oft vorkommt und das Leben lang aktiv ist. Er adjustiert die Kauflächen, die sich beim Wachstum und später auch wegen der Abnützung dauernd verändern. Sie werden durch das Knirschen auf einen hundertstel Millimeter genau einander angepasst.
Pressen und Knirschen ist ein wichtiges psychisches Verhaltensprinzip. Dabei fühlt man nämlich, ob die Zähne stark und gesund sind. Sie sind bei fast allen Landtieren eine Voraussetzung zur Nahrungsaufnahme und zum Leben. Und es gibt in allen Sprachen Bemerkungen wie "da muss man halt mal auf die Zähne beissen".
Bruxismus gilt als eine Krankheit, wenn deswegen Schmerzen an den Zähnen, Kaumuskeln oder Kiefergelenken entstehen. Er entsteht oft wegen viel Angst, vielen Belastungen, einem Trauma, aber auch bei grosser Betriebsamkeit und viel Ehrgeiz. Eine psychotherapeutische Behandlung ist nicht einfach.
Bruxismus gefährdet Zähne und Füllungen. Viele Kollegen machen deshalb am liebsten Reparaturen aus Keramik und Metall, weil diese stärker sind als Komposit. Mit Komposit muss man abschätzen, ob es nicht überlastet wird.
Kompositfüllungen brechen wegen Bruxismus, aber auch bei Überlastung durch Formfehler der Kaufläche und wenn sich das Kauzentrum auf eine einzelne Kompositfüllung verlagert infolge Zahnausfall. Diese Seite soll helfen, die ersten Zeichen des Bruxismus im Voraus zu erkennen.
Damit Reparaturen mit Komposit besser halten, muss man also
Ein motorischer Tic ist eine übermässig häufige rasche, wiederholte Bewegung ohne erkennbaren Zweck.
Motorische Tics entstehen am häufigsten im Gesicht und am Kopf.
Zum Beispiel immer wieder mit den Augen zwinkern, die Nase rümpfen oder die Stirn runzeln. Die betreffenden Leute
machen häufig auch rasche, fast hektische Kaubewegungen.
Da die Kaumuskeln auch die Zähne und Kiefergelenke belasten, können diese zu schmerzen beginnen.
Die einzelnen Bewegungen sind nicht besonders kraftvoll oder schädlich. Sie bewirken jedesmal nur einen kleinen Druck, sind aber sehr zahlreich. Der Druck verpresst jedesmal die Blutgefässe und Drucksensoren der Kaumuskeln, der Zahnwurzeln und der Kiefergelenke. Im Normalfall folgt nach einer Sequenz solcher Kaubelastungen die Ruheschwebe, in welcher die Muskeln, Zähne und Kiefergelenke unbelastet bleiben. Da können sich die motorischen Nervenendigungen und Blutgefässe von den Verpressungen erholen.
In der Ruheschwebe hält man die Zähne 1-2 Zentimeter weit auseinander und wird die Durchblutung des Zahnhalteapparates und der Kaumuskeln nirgends gestört. Die Ruheschwebe dauert praktisch den ganzen Tag und die ganze Nacht und wird nur beim Essen und gelegentlich beim Schlucken unterbrochen.
Beim Bruxismus hingegen fehlt die Ruheschwebe. Es entstehen ohne Pause zahllose kleine Zuckungen der Kaumuskeln und entsprechende Zahnbelastungen. Diese sind je nach der Geometrie des Gebisses und der Zahnstellungen sehr variabel und je nach Charakter des Patienten sehr individuell. Sie finden zum Beispiel nur nachts und/oder auch tagsüber statt und betreffen nur den hintersten linken, oder rechten unteren, oder sonst einen Zahn oder eine ganze Gruppe von Zähnen. Ohne Ruheschwebe fehlt den Muskeln und Zähnen die Zeit, sich von den Belastungen zu erholen. Zu Beginn dieser Belastungen werden häufig einige Zähne kaltempfindlich. Beim ausgeprägten Bruxismus hingegen entstehen ausstrahlende Schmerzen in den Wangen und in der Stirn (Migräne), und bei den belasteten Zähnen Dauerschmerzen, bis vor Verzweiflung eine Wurzelbehandlung gemacht wird. Ursache ist die anhaltende Minderdurchblutung beim Druck auf die Muskelgewebe und auf die Wurzelhaut (Desmodont), die nur 0.1 − 0.2 Millimeter dick ist und zwischen dem Zahn und dem Knochen eingeklemmt ist.
61-jährige Patientin (22.09.2025 / 5097)
Das ist eine NTI-Schiene (Vorläufer der FOS-Schiene). Sie wird bereits seit 2011 getragen und ist deshalb etwas vergilbt. Sie hält aber die hinteren Zähne auseinander. Diese können sich nicht mehr berühren und befinden sich gezwungenermassen "in der Ruheschwebe". So können sie sich am besten von den Belastungen des Bruxismus erholen. Bruxismus kann in jeder Lebensphase entstehen. Es kommt vor, dass auch 80-jährige Patienten wegen Bruxismus plötzlich Muskelschmerzen bekommen.
Bei der Reparatur der Moleküle im Muskel (v.a. Aktin) entstehen winzige Entzündungen, die den Muskel anschwellen lassen. Sie bewirken den Muskelkater.
Vertikale Belastungen drücken die Wurzelspitze des Zahnes gegen den Knochen. Dort wird die Pulpa mit ihren Temperatursensoren gereizt (roter Punkt).
Das RSI-Syndrom, das Tourette-Syndrom, der Tennisarm, das Karpaltunnelsyndrom, der Mausarm, die Maushand oder die Sehnenscheidenentzündung am Daumen wegen langem Spielen am PC sind analoge Beschwerden, welche durch einen zu häufigen Druck auf ein Gewebe entstehen, zum Beispiel auf eine Fingerspitze.
Diese muskulären Gewohnheiten haben eine Gemeinsamkeit mit den Zwangsstörungen wie dem Waschzwang, dem Kontrollzwang usw. Es steckt ein Stressgefühl oder ein Druck, dahinter, die Bewegung auszuführen, auch wenn sie sinnlos ist. Aber wenn man sie nicht ausführt, wird man unruhig. So möchte man beim Knirschen immer wieder einen auffälligen Zahn befühlen und dabei denken, dass er erst seit der neuen Füllung vom Zahnarzt XY so geworden ist (Zwangsgedanken). Dabei handelt es sich um eine Unstimmigkeit von 1/100 Millimeter, die beim Essen auf ganz natürliche Weise in kurzer Zeit von selber verschwinden würde. Pech ist es, wenn man auf eine solche winzige Unstimmigkeit hochsensibel reagiert und aus der Mücke ein Elefant wird.
Es ist eine eigene Kunst, Porzellankronen mit Komposit zu reparieren. Dazu kann man wie in diesem Fall das Porzellan mit vielen mechanisch wirkenden Retentionsrillen aufrauhen. Denn am Porzellan klebt das Komposit nicht so gut.
74-jährige Patientin (03.10.2024 / 7938)
Bei diesem Fall besteht das Kauzentrum aus den Implantat 3-i, den vier schwächsten Zähnen 21-12 und einem wurzelbehandelten Eckzahn -3. Diese beissen und kauen gegen eine lange Kompositbrücke mit Drahtverstärkungen (siehe hier)
Nach einem Jahr ist beim Implantat +2i die Kompositfacette abgesplittert. Komposit klebt halt nicht am metallenen Implantat-Sekundärteil. Deshalb wurde die Haftung mit einem zusätzlichen queren Draht und mit einem um Draht und Implantat herumgewickelten Ligaturendraht verbessert.