Die stärksten Gefühle sind die ersten, die das Baby mit auf die Welt bringt:
Hunger, Durst, Schmerz und Müdigkeit.
Nach vier bis fünf Monaten kommt ein weiteres starkes Gefühl dazu: die Angst.
Auch sie ist lebenswichtig und formt Psyche und Körper.
Erst seit wenigen Jahren macht die
Psychoneuroimmunologie von sich reden. Sie hat herausgefunden, dass sich Angst im Körper biochemisch
auswirkt und wie sie krank machen kann.
Angst behindert die gängige Zahnmedizin. Sie "stört" den Zahnarzt wegen den ungewollten blitzschnellen Abwehr- und Fluchtbewegungen, und auch wegen der angstbedingten Muskelverkrampfungen der Lippen, Zunge und Wangen, noch bevor sich der Patient überlegen kann, dass der Zahnarzt ihm ja helfen will. Dieser Angstmechanismus wird manchmal mit Narkose, Hypnose oder Valium usw. ausgeschaltet. Viele Kollegen und Patienten wollen wenigstens den Tastsinn mit einer Lokalanästhesie betäuben. Gar oft aber missbrauchen andere Kollegen die Angst vor Schmerzen, um den Patienten zum Kauf einer teuren Behandlung zu bewegen. Und wieder andere missachten die Angstsignale des Patienten und wehren dessen Abwehrbewegungen gewaltsam ab. Auf diese Weise entsteht ein Trauma, welches das ganze Leben lang eine grosse Angst vor dem Zahnarzt bewirkt.
Das wird sich hoffentlich in Zukunft bessern, weil es immer mehr Zahnärztinnen gibt. Und wenn sie die Angst bei Zahnbehandlungen beachten und die Behandlung entsprechend anpassen, dann können sie sogar eine sehr grosse Angst vor dem Zahnarzt wieder zum verschwinden bringen.
Als Folge der Missachtung der Gefühle werden in Deutschland etwa 15-20% der Patienten beim Zahnarzt traumatisiert. In anderen Ländern sind es noch mehr.
Neben vielen anderen hat 2018 eine grosse englische Studie die Empathie von über 46'000 Menschen gemessen und bestätigt, dass Frauen generell besser als Männer spüren, was andere denken, fühlen oder tun wollen.
Bis etwa 2010 gab es mehr Zahnärzte als Zahnärztinnen. Die damalige Männerwelt hat die Zahnmedizin mit Implantaten und Porzellankronen usw. in Richtung High-Tech geformt.
Empathie ist keine Bedingung für ein Medizinstudium. Gäbe es sonst zu wenig Studienanwärter?
Der stressbedingte Bruxismus (Knirschen und Pressen) verursacht oft Muskelschmerzen im Gesicht und im Nacken.
Er überlastet nicht selten einzelne Zähne, die sich durch Einschleifen wieder beruhigen.
In meiner Praxis musste ich in etwa 40 Jahren bei Frauen 2172 mal und bei Männern nur 1441 mal einschleifen.
Ein anderes Mittel gegen die Muskelschmerzen im Gesicht ist der NTI-Jig.
Frauen: 183. Männer: 84 ( siehe 'Jigs pro Jahr')
2011 hat Kevin Dutton an der Oxford-Universität in der Studie "The Great British Psychopath Survey" bei den folgenden Berufen am wenigsten Empathie gefunden:
1. CEOs (auch von Zahnarzt-Zentren?)
2. Anwälte (lieben sie Gesetzeslücken?)
3. Journalisten (lieben sie schlechte Nachrichten?)
4. Sales Manager (und Verkäufer von Zahnbohrern?)
5. Chirurgen (und Zahnärzte?)
Danach folgen Polizisten, Geistliche, Köche und Beamte.
Im Gegensatz dazu haben Krankenschwestern am meisten Empathie. Ihnen folgen Pfleger, Therapeuten, Handwerker, Kosmetiker, Lehrer und Künstler.
Zahnarztgehilfinnen mit eigenen Kindern sind ideale Assistentinnen beim Angstabbau während Zahnbehandlungen!
1. Süssgetränk: In der Antike erhielten die Soldaten vor einer Schlacht ein Süssgetränk.
2. Handwärmer: Halten Sie eine Hand in kaltes Wasser. Nach einer Minute ist Ihnen unwohl.
3. Kaltes Stirntuch: Ein kaltes Stirntuch beruhigt auch Sie beim kleinsten Stress sehr deutlich.
Pausenlos reden oder sich beklagen
Das ist oft das erste Angstsignal schon bei der Begrüssung im Empfang.
Abhilfe: Zuhören, evt. die Behandlung anpassen.
Schwitzige Hände
Sie sind ein starkes Angstsignal und werden beim Händeschütteln sofort bemerkt.
Abhilfe: Der Patient soll bei der Behandlung eine Flasche mit kaltem Wasser halten.
Kleine Mundöffnung
Dies ist ein Zeichen des Unwohlseins. Wegen einem Schluckbedürfnis oder weil die Wangen vom langen
Mundöffnen zu schmerzen beginnen?
Abhilfe: Spülpause.
Stockender Atem
Die Verkrampfung aller Muskeln soll die erwartete Verletzung abwehren.
Abhilfe: Behandlungspause mit Spülen und Anleitung zum Durchatmen.
Erbleichendes oder schwitziges Gesicht
Das ist das stärkste Angstsignal, und bald kann eine Ohnmacht folgen.
Abhilfe: Behandlungspause, Beine hochlagern, kaltes Tuch auf die Wangen (nicht auf die Stirn!).
Bimanuelle Bohrerführung: Auch im Auto muss man das Steuerrad mit beiden Händen halten.
Kühlluft abkleben: Jeder schliesst das Fenster, wenn er wegen Durchzug friert.
Nicht in den Nerv stechen: In einen Nerv zu stechen tut mehr weh als neben einen Nerv zu stechen.
Kleiner Anpressdruck (0-5 Gramm)
Leichthändig Bohren verursacht praktisch keine Vibrationen. Diese entstehen nur bei kraftvollem
Bohren, welches häufig an Schmerzen erinnert und deshalb einen Abwehrreflex auslöst.
Dentinqualität beachten
Kariöses Dentin ist tot, feucht und weich und schmerzt nicht beim Bohren.
Gesundes Dentin ist hart, trocken und schmerzhaft beim Bohren.
Der Übergang von kariös zu gesund ist an gewissen Stellen sehr rasch, an anderen
allmählich. Diese Orte kann ein sorgfältiger Zahnarzt gut unterscheiden.
Spülpausen
In der Spülpause kann sich der Patient frei bewegen, die Kaumuskeln lockern, Wasser trinken,
Fragen stellen, sich einen Moment erholen, wieder normal atmen. Einige brauchen öfters eine Spülpause, andere
wieder nicht, auch je nach Speichelqualität.
Sonstige Annehmlichkeiten
Vaseline auf die Lippen, feuchter statt trockener Mundspiegel,
manchmal auch Verzicht auf Kofferdam, Klammern, Watterollen, Matrizen und Keile usw.
links oben:
Ein Wassertropfen auf Komposit. Er perlt ab und dringt nicht in das Komposit ein.
links unten:
Der Wassertropfen wurde mit einem Zellstofftupfer aufgesaugt -
und das Komposit darunter bleibt völlig unverändert.
rechts:
Eine einfache Matrize wurde zurechtgeschnitten und mit etwas Komposit
darüber zwischen den beiden Zähne fixiert - das genügt, damit die
Füllung einen schönen Randabschluss bekommen kann. Es braucht nicht
unbedingt immer einen Kofferdam oder einen Keil oder sonst noch weitere
zusätzliche Hilfsmittel.
Grüne Zone: Der Schmelz und der Dentin-Randbereich sind unempfindlich. Der Bohrer darf aber nur 1 mm unter den Schmelz greifen, sonst erwischt er eventuell gesundes Dentin.
Rote Zone: Der rote Bereich ist Tertiärdentin. Es bedeckt den Zahnnerv (die Pulpa) und ist manchmal nur hauchdünn. Hier ist die leichthändige Präparation besonders wertvoll, weil so die meisten Zahnnerven auch von einer tiefen Karies schadlos befreit werden können.
Bei den früheren zahnärztlichen Geräten konnte man die Drehzahl nur mit einem Pedal ungefähr einstellen (wie mit dem Gaspedal im Auto).
Meistens hat man die maximale Drehzahl gewählt, das Pedal also bis zum Anschlag geschoben.
Seit etwa 10 Jahren gibt es Geräte mit fix wählbaren Drehzahlen. Das hat grosse Vorteile.
Man kann die verschiedenen Arbeitsgänge nicht mehr nur mit verschiedenen Handstücken und Bohrern erledigen,
sondern auch mit verschiedenen Drehzahlen.
Subgingivale Exkavation: blutungsfrei
Beim beidhändigen Bohren verhindert der Finger beim Bohrerkopf das Ausschlagen und die Verletzung des Zahnfleisches.
Dank der Blutungsfreiheit lassen sich auch Zähne mit 2-3 mm tiefer subgingivaler Karies restaurieren.
So lassen sich Extraktionen und teure Rekonstruktionen vermeiden
Peripulpäre Exkavation: ohne Pulpaschädigung
Dank der Abstützung am Finger landet der Bohrer auch im peripulpären Bereich nicht
in der Pulpa. Vielmehr kann er die Karies sorgfältig von der Pulpa abstreifen, ohne sie zu verletzen.
So lassen sich Wurzelbehandlungen vermeiden.