Der Zahnarzt denkt, der Patient ist zu ängstlich oder wehleidig oder bezahlt schlecht, oder der Zahn ist zu schwach, usw.
Der Patient denkt, die Behandlung war nicht gut oder vielleicht liegt es an mir und bin ich sonstwie krank.
Vielleicht hat auch der Zahn oder das Gebiss ein unlösbares Problem?
Irgendwann kommt der Gedanke, den Zahn oder alle Zähne zu extrahieren.
Dann braucht es ein Implantat, oder eine Teil- oder Vollprothese, oder eine Gesamtsanierung mit Porzellankronen.
Dann würde das Problem endlich verschwinden.
Der Zahnarzt erklärt, weshalb er die Zähne nicht reparieren kann oder weshalb den Zähnen nichts fehlt. Und der Patient wird sich oft das ganze Leben an diese Erklärung erinnern. Ich erfahre sie dann jeweils in der Anamnese und in einem Email.
Was denken Sie? Sind die Erklärungen logisch? Belegen sie das Fachwissen und die gute Absicht des Zahnarztes?"Man muss nun alle Zähne überkronen. Das kostet etwa 30'000 Franken. Das Geld würden ja sowieso nur die Kinder erben."
"Diesen Höcker kann ich nicht abschleifen, weil er originales Zahnmaterial darstellt."
"Sie haben schöne Zähne. Und Sie können kauen. Kauen Sie nur! Trauen Sie sich!"
"Ich kann nichts machen, wo es nichts zu machen gibt."
"Und Sie meinen jetzt, weil es schmerzt, dass etwas nicht in Ordnung sei? Ich bilde mir auch manchmal ein, dass mir ein Zahn schmerzt und es gibt sich wieder."
"Zum besseren Kauen müsste man den ganzen Unterkiefer mit Onlays erhöhen."
"Eine Kompositbrücke? Das ist nur ein langfristiges Provisorium!"
"Das hätte ein österreichischer Zahnarzt auch machen können."
"Langzeitprovsiorien werden bei uns im Labor hergestellt."
"Diese Karies ist so tief, dass eine Wurzelbehandlung nötig werden könnte. Wurzelbehandlungen sind aber generell ungesund. Deshalb extrahieren wir an unserer Klinik solche Zähne und ersetzen sie durch ein Keramik-Implantat. Sie müssen deshalb vor der Behandlung das hier unterschreiben."
"Ruhe, ich muss arbeiten!"
"Totalschaden!" angesichts eines Abrasionsgebisses.
Ein Kollege fand dieses kleine Loch und meinte:
"Es gibt an einer schwer zugänglichen Stelle unter dem Komposit einen Schatten.
Ebenso an einer weiteren Stelle. Einzige Lösung des Problems:
Alles Komposit bei allen Zähnen weg machen und das gesamte Gebiss überkronen!"
Patient: "Wieso können Sie nicht nur die Zähne machen, wo Sie schlecht rankommen?"
Zahnarzt: "Das ist nur eine halbe Sache, und halbe Sachen werden in dieser Praxis nicht gemacht".
Aus dem Email der Zahnärztin:
"Die Provisorische Füllung für die derzeitige Behandlung ist Regelkonform.
Eine feste Füllung macht man in der Regel, wenn der Zahn über mehrere Wochen nicht weiter behandelt
wird (dies ist hier nicht der Fall). Nach den Bildern zu urteilen, ist der Zahn frakturiert.
Das dies passieren kann, sagte ich Ihnen bei den Behandlungen immer wieder."
Die Patientin kam nach Wetzikon, weil sie ihren oberen Sechser unbedingt retten wollte. Er hatte eine Wurzelspitzenresektion bekommen, brach dann unter einem Provisorium entzwei, und zudem hatte er mesial zwei Perforationen, aus denen die Gingiva in das Loch hinein gewachsen war. Mehrere Kollegen wollten den Zahn extrahieren.
Der Zahn hatte ein kleines Loch, und ich dachte, den kann man sicher gut reparieren. Aber nein, der Zahnarzt wollte ihn extrahieren und dann ein Implantat für 5'800 CHF machen. Da fragte ich ihn: "Diesen Zahn kann man doch noch gut reparieren. Weshalb machen Sie das nicht?"
"Ach, Sie verstehen ja gar nichts von der heutigen Zahnmedizin!"
Die Patientin erklärte darauf dem Zahnarzt, dass sie jetzt in eine andere Praxis gehen würde, damit sie eine Füllung bekomme, und verabschiedete sich von ihm.
Ein Implantat kostet heute in Zürich etwa 5'800 CHF inklusive Sinusboden-Elevation. Eine grosse Füllung kostet etwa 400 CHF.
"Etwas anderes hält nicht mehr" als dringender Rat zu einer Krone statt einer Füllung, weil sich gegenüber der defekten Füllung eine Porzellankrone befindet.
Seltsam breite Amalgamfüllungen
"Da kommen sowieso auch bald Löcher, deshalb mache ich die auch gleich."
Die Patientin erinnerte sich an diesen Spruch ihres Schulzahnarztes und erzählte, dass er ihr dann immer gleich mehrere Amalgamfüllungen aufs mal gemacht habe.
Die Geschichte kam ihr in den Sinn, als ich ihr die hinterste Amalgamfüllung (ganz unten im Bild) ausgebohrt habe und bemerkte, dass das Loch zwar fast so breit wie der Zahn sei, aber nirgends tiefer als zwei Millimeter.
Eine wichtige Empfehlung der Zahnmedizin um 1920 war "Extension for Prevention" nach Black. Der Zahnarzt soll das Loch möglichst breit ausbohren und mit Amalgam füllen, weil Amalgam keine Karies bekommen kann. Um 1970 wurde diese Empfehlung am Zahnärztlichen Institut in Zürich als ein Relikt aus alten Zeiten belächelt. Aber offenbar hielten sich doch noch einige Praktiker daran.
Aus den Emails: "Ich habe immer das Gefühl “daneben” zu beißen bzw. keine echte Verzahnung zwischen Ober- und Unterkiefer zu haben. In meiner Verzweiflung habe ich die Brücke nun bereits drei mal (!) durch verschiedene Zahnärzte austauschen lassen, immer in der Hoffnung einen Zahnarzt/Zahntechniker zu erwischen, der es schafft, eine harmonische Okklusion hinzubekommen."
Behandlung: Bei den roten Sternen wurde mit Komposit ein Nahkontakt modelliert
1 Tag danach: Der Patient berichtet, dass die Okklusion sich jetzt (nach einem weiteren kleinen Einschleifen) balanciert anfühlt und dadurch eine Grundentspannung entstanden sei.
"Die neuen Kronen waren viel kleiner und tiefer als vorher. Der Dr. sagte das ist beabsichtigt damit die Wurzeln sich ausruhen können. Aber mein ganzer Biss war plötzlich tiefer, und beim schnell sprechen habe ich mir die Frontzähne angeschlagen. Und meine Kiefergelenke schmerzen mittlerweile wirklich und ich bin verzweifelt auf der Suche nach meinem natürlichen original Biss."
Das Problem: Zwei neue Kronen sind zu klein. Deshalb ist ein störendes Kaugefühl entstanden.
Die Lösung: Das Kaugefühl ist sofort wieder besser geworden nach einer Vergrösserung der neuen Kronen auf 6-6.
Zwei Wochen später wurde der Zahn 6- extrahiert, angeblich wegen einer Wurzelfraktur (Siehe hier).
"Das Loch ist noch zu klein.
Wir müssen warten, bis es grösser ist."
Nach der Entfernung der Füllung erwies sich die braune Verfärbung als
eine breitflächige, halbharte Karies unter der Füllung.
Sie konnte sehr gut durch eine neue Kompositfüllung ersetzt werden.
Unter der Füllung schimmerte es leicht braun durch. An einer Ecke ist dann beim Essen plötzlich ein Millimeter von der Füllung abgebrochen.
Fortan musste die Patienten die rauhe Stelle immer wieder und bei jeder Mahlzeit mit der Zunge betasten und hatte Angst, bald werde noch mehr abbrechen. Sie befürchte sogar, dass der Zahn vielleicht bald gezogen werden müsste wie letzte Jahr der hinterste Zahn auf der anderen Seite.
Die Patientin dachte sofort, der Zahnarzt würde dann nächstes Mal sagen, dass man jetzt eine Porzellankrone machen müsse, und dass er einfach mehr Geld verdienen wollte.
Leider sehen meine aktuell behandelnden Ärzte jede Behandlung als Pfusch aufgrund von Leit/Richtlinien.
"Rettungsversuche wären Pfusch wird mir gesagt. Und es wird auch erst gar nichts versucht - Hier gibt’s angeblich nur eins: Schnell rausziehen."
Der zuletzt besuchte Kollege sagte nur: "... dä Za lang ich nöd a! ..."
Schon seit einem Jahr schmerzt ein Zahn beim Kauen immer wieder. Er wurde schon mehrere Male repariert. Aber die Patientin kann immer noch nur weiche Sachen essen.
"Einige Kommentare von Ärzten auf meiner Suche nach Hilfe haben sich bei mir schon regelrecht eingebrannt. Und wenn es nicht weh tun würde, wäre es fast schon wieder komisch."
Als um 1945 den jungen Frauen alle oberen Zähne extrahiert wurden, damit sie ihre Hochzeit mit einer schönen Prothese feiern konnten (statt mit ihren wohl unschönen eigenen Zähnen) und der jungen Familie Zahnarztkosten erspart werden konnten:
"Darüber hat man gelacht."
"werden ihre ratschläge kostenfrei für mich sein? das möchte ich gerne vorher wissen. ich hoffe ja. bitte teilen sie mir das mit. habe da schon schlechte erfahrungen gemacht."
"Ich ließ mir eine kassenärztliche Knirscherschiene anfertigen und schliff sie dann selbst etwas ein. Damit kam ich gut zurecht. Aber das ist natürlich keine wirkliche Lösung, denn ich wünsche mir so sehr, wieder essen, lachen, schmerzfrei leben zu können. "
2004: Kiefergelenksschmerzen
2013: Trigeminus-Neuropathie
2017: Knirscherschiene
2018: 5 Extraktionen und 12 SDS-Implantate
2019: 6 Implantate gehen verloren
2020: neue Frontbrücke und Langzeitprovisorien
Ich hörte dauernd Kindergeschrei von nebenan, und bei der Behandlung sind mir immer wieder die Hände zum Kopf hochgefahren um mich zu schützen. Der Zahnarzt rief jedesmal:
"Hände runter!"
Ich schwor mir "ich geh nie mehr zum Zahnarzt" und habe heute immer noch Angst vor Zahnbehandlungen.
1958 war die Patientin 12 Jahre alt und musste zum ersten Mal zum Zahnarzt in die Salzburger Zahnklinik. Damals waren Zahnbürsten noch unbekannt.
"Ich schäme mich natürlich, dass ich mich habe breitschlagen lassen. Aber
der junge Mann war ein viel besserer Redner als ich und wiederholte
alles endlos viele Male. Gerade fällt mir das Wort "Gehirnwäsche" ein.
Und genau das war es auch. Ich hatte zum Schluss nur das endlose,
pausenlose Gerede im Kopf. Mein eigenes Gehirn war komplett
verschwunden.
Und auf einmal kam der Satz "Ziehen Sie ihn raus" aus
meinem Mund. Es war gar nicht so, als wenn ich den Satz selbst gesagt
hätte. Er kam einfach raus. Und wenige Sekunden später hatte ich einen
Zahn weniger. Ich schaffte es gerade noch, ihn zu bitten, eine
FFP2-Maske aufzusetzen, aber es auch seiner Helferin zu sagen, habe ich
schon nicht mehr geschafft. Ja, so etwa war‘s gewesen. Also denken Sie
bitte nicht, ich wäre so dumm und hätte nicht begriffen, dass der Spalt
der Übeltäter war und nicht der ganze Zahn. Aber unter dem Redeschwall
des jungen Mannes wusste ich überhaupt nichts mehr."
Beim wurzelbehandelten unteren Sechser ist eine Höckerwand abgebrochen. Sie störte anfangs nur wenig beim Kauen und hing noch fest am Zahn. Der Patient wollte den Zahn unbedingt bei mir in Wetzikon reparieren lassen, ging vorher aber zu einem Zahnarzt in Berlin zur Entfernung des Höckers. Da habe der Zahnarzt aber nur das Goldinlay gewaltsam entfernt und dabei den Höcker noch ganz abgebrochen. Das grosse Loch füllte er schliesslich provisorisch.
In Berlin hat angeblich jeder Zweite über 70 keinen einzigen Zahn mehr im Mund.