Apatit und Kollagen: Dentin enthält 70%, Schmelz 98% Apatit. Der Rest ist Kollagen und Wasser. Der Apatit entsteht aus den Ionen Ca2+, PO43- und OH-. Letztere sind frei austauschbar mit Cl-- und F--Ionen. Die Kristalle wachsen entlang der Kollagenfasern und auch spontan in Zahnstein, Arterienverkalkungen, Nierensteinen usw. Der Apatit bewirkt die Druckfestikeit, das Kollagen die Zugfestigkeit und Elastizität des Zahns.
Frakturprävention bedeutet, die Ursachen der Frakturen zu verkleinern: es sind die hohen Höcker und das Knirschen. Hohe Höcker sind deshalb zu kürzen resp. tiefe Kaudellen aufzufüllen, und gegen das Knirschen ist das Komposit zu verstärken.
Frakturbehandlung und Ursachenbeseitigung gehören zusammen. Die Haarrisse und Frakturspalten werden zunächst erweitert, desinfiziert, evt. zusammengedrückt und dann mit Komposit gefüllt. Die Füllung darüber darf nur flache Höcker haben, weil sonst die Querkraft beim Kauen das Komposit spalten kann. Es muss verstärkt werden, weil es schwächer ist als Dentin.
Prognose: Wie lange hält ein reparierter Frakturzahn? Er wird wie alle Zähne durch Karies und Zahnstein gefährdet. Dazu kommt aber noch die Gefahr einer zweiten Fraktur wenn er überlastet wird.
Fluorapatit,
durchscheinend wegen der amorphen Struktur
Rob Lavinsky
iRocks.com
CC-BY-SA-3.0
Kollagenfasern,
zwischen den Fasenr wachsen die Apatit-Kristalle.
Motiv dieser Seite: Einige Patienten mit einem gebrochenen Zahn kommen von weit her (sogar per Flugzeug und mit Übernachtung), um den Zahn zu reparieren. Diese Frakturlehre soll auch andere Zahnärzte dazu motivieren, frakturierte Zähne zu reparieren und zu erhalten.
Fraktur = Querkraft × Belastungszyklen (Ermüdungsfraktur bei Bruxismus)
Fraktur = steile Höcker + harte Nahrung (Gewaltfraktur bei abgenützten Füllungen)
Fraktur = stets hohe Kaukraft (Überlastungsfraktur beim heavy biter, bei kleinem Restgebiss und bei Implantaten)
Fraktur = Belastung einer Schwachstelle (Schwachstellenfraktur nach Wurzelbehandlung)
steile Höcker + harte Nahrung
flache Zähne + Knirschen
Die Zugfestigkeit des Dentins ist der Schwachpunkt der Zähne.
Junge Zähne haben an der Schmelz-Dentin-Grenze eine Zugfestigkeit von bis zu 90 MPa.
Sie sinkt im Alter in der Pulpanähe bis auf 12 MPa
(vgl. hier).
Grund ist die altergemässe Austrocknung der Gewebe.
Zudem steigt die Anzahl der Belastungen kontinuierlich.
Das führt rein physikalisch zu einem fortwährenden Risswachstum.
Das E-Modul und das Hooke'sche Gesetz sind ebenso bedeutungsvoll wie die Zugfestigkeit.
Das E-Modul misst die Elastizität, das Hooke'sche Gesetz berechnet die elastische, schadenfreie Dehnung.
Das E-Modul von Dentin und Komposit beträgt 15 GPa, von Schmelz und Fensterglas 70 GPa.
Aus ε = σ / E folgt,
dass Dentin vier mal mehr schadenfrei gedehnt werden kann als Schmelz oder Fensterglas.
Das bedeutet, dass unter einem Haarriss das Dentin noch absolut intakt ist.
Flach abgeschliffene Höckerspitzen zeugen von starkem Knirschen. Sie weisen nicht selten auch zentrale Grübchen auf.
Dort befanden sich die etwas weicheren ältesten Prismenstäbe des Schmelzes.
Am Zahnhals entstehen die höchsten Druckspannungen weil er weder durch Schmelz noch durch Knochen verstärkt wird.
Die Spannungen beschleunigen die Korrosion des Zahnhalses, weshalb er beim Zähneputzen besonders rasch abgetragen wird.
Karies: betrifft auch Kinder. Entwicklungsdauer: 200 Tage
Flache Höcker: frühestens bei Jugendlichen, Knirschdauer mind. 10 Jahre
Zahnhalsdefekte + Haarrisse: typisch bei Patienten mittleren Alters
Kerben im Zahnhals: stammen häufig aus der Zeit vor der Pensionierung
Druckfestigkeit | Zugfestigkeit | |
---|---|---|
Knochen | 150 | 100 |
Apatit | 100 | 10-20 |
Komposit | 200 | 35-60 |
Schmelz | 300 | 10 |
Dentin | 200 | 12-90 |
Kollagen | 10 | 90 |
Eiche | 50 | 100 |
Ermüdungsfraktur: Eine kleine Querkraft drückt Millionen mal gegen einen Höcker. Schliesslich bricht er wegen einer Kleinigkeit.
Gewaltfraktur: wenn ein Zahn wegen einem Unfall zerbricht.
Überlastungsfraktur: wenn ein Zahn gegen ein Implantat beissen muss, oder wenn jemand sehr kraftvoll kaut, oder wenn keine anderen Zähne mehr vorhanden sind.
Schwachstellenfraktur: Eine grosse Füllung schwächt einen Höcker. Er bricht wegen einer kleinen Kraft. Eine Wurzelbehandlung schwächt die Wurzel. Sie bricht 6 mal häufiger als eine ohne Wurzelbehandlung.
Keilförmiger Defekt = Querkraft × Belastungszyklen + Zähneputzen
Der Patient spürt jeweils beim Erwachen am Morgen, dass er die Zähne im Schlaf fest gegeneinander gepresst hat. Bei ihm bewirkt die Zahnstellung der Frontzähne beim Pressen eine Querkraft von hinten nach vorne.
Die Schneidekanten beider mittlerer oberer Frontzähne sind abgesplittert. Das bedeutet, dass der Patient nicht nur presst, sondern auch von hinten nach vorne knirscht. Deshalb konnten die unteren Frontzähne die Schneidekanten der oberen Frontzähne absplittern.
Zudem haben die Zahnhälse der oberen Frontzähne keilförmige Defekte. Sie zeigen mit aller Deutlichkeit den Zusammenhang mit der Querkraft. Diese "verbiegt" die Fronzähne, quetscht dabei die Zahnsubstanz beim Zahnfleischrand, welche dadurch weicher wird und beim Zähneputzen abgetragen wird.
1) Kaltempfindlichkeit wegen Hyperbalance und anderen Überlastungen
Eine Querkraft drückt einen Höcker zur Seite (1). Der Alveolenrand funktioniert als Drehpunkt. Der Apex bewegt sich zur Gegenseite.
Dabei wird die Pulpa im apikalen Desmodont gedehnt. Sie entzündet sich rein mechanisch (ohne Bakterien) und reagiert überempfindlich auf Kälte.
2) Scharfer Aufbissschmerz und steile Höckerwände
Beim Kauen wird ein unsichtbarer Haarriss in der Fissur oder unter einer Füllung gedehnt. Es entsteht sofort ein pulpaler Schmerz.
Grosse Frakturgefahr auch ohne Bruxismus.
3) Dumpfer Schmerz nach dem Essen im Abrasionsgebiss
Die schlechte Schneidleistung der flachen Zähne wird durch höhere Kaukräfte kompensiert.
Sie belasten das Desmodont, das nach dem Essen dumpf zu schmerzen beginnt.
4) Eingekerbter Zahnhals
Die Kerbe im Zahnhalsdefekt zeigt den Ort der Spannungsspitzen (Zug und/oder Druck).
Manchmal ist in der Kerbe auch ein Haarriss sichtbar.
Je tiefer der Defekt, desto weicher das Dentin und grösser die Gefahr einer Karies oder Pulpitis.
Die Frakturgefahr nimmt im hohen Alter erschreckend schnell zu (ca. ab dem 90. Lebensjahr).
Dann können in wenigen Jahren wegen Mundtrockenheit, Karies und Zahnhalsdefekten etliche Zähne abbrechen.
5) Haarriss (Schaden durch Zug)
Haarrisse sind inkomplette Frakturen. Das Risswachstum verlängert die Haarrisse bei jedem Aufbissschmerz um einige µm.
Es kann Jahre dauern bis zur kompletten Fraktur. Der Haarriss kann zentral oder seitlich liegen, nur bis zur Zahnmitte reichen oder
den ganzen Zahn längs von mesial bis distal teilen.
6) Defektfraktur: sehr gute Prognose
Ein Höcker fehlt oder hängt beim Zahnhals noch etwas am Desmodont.
In letzterem Fall lässt er sich mit wenig Kraft 1 mm oder mehr zur Seite kippen.
Am besten wird er mit einer kleinen Anästhesie ganz entfernt. Nun liegt eine gewöhnliche Defektfraktur vor mit sehr guter Prognose.
Der fehlende Teil wird einfach mit Komposit ergänzt.
7) Lateralfraktur: sehr gute Prognose
Der Spalt reicht bis zum mittleren Wurzeldrittel. Der abgebrochene Höcker lässt sich nur wenig bewegen.
Nach der Erweiterung des Spaltes wird beim Dehnen sichtbar, ob
dass der Spalt wenige Millimeter unter dem Zahnfleisch im seitlichen Parodont endet.
Je nach der Geschicklichkeit des Zahnarztes und der Situation im Mund kann eine tief unter das Zahnfleisch reichende Füllung
gelegt werden oder wird das Fragment in die Kompositfüllung eingebaut.
8) Zentralfraktur: sehr gute Prognose
Wie eine Lateralfraktur, aber der Spalt liegt mitten im Dach resp. im Boden des Pulpacavums.
Eine allfällige Entz¨ndung längs des Frakturspaltes ist analog zu einer parodontalen Entzündung in einer Furkation
Das resultierende Tunnel kann mit der Interdentalbürste gesund erhalten werden.
9) Wurzel-Längsfraktur: Prognose schlecht
Der Frakturspalt beginnt entweder beim Zahnhals (dann ist er sichtbar und sondierbar) oder er ist (meist unbemerkt) eine Fortsetzung einer Lateral- oder Zentralfraktur und reicht bis über die Alveolenmitte.
In diesen Fällen sind Reparaturen nicht möglich resp. führen zu einem Misserfolg.
Die Haarrisse entstehen zwar immer nur an einer Oberfläche. Sie sind zuerst aber nur mikroskopisch klein. Manchmal sieht man sie erst auf einer intraoralen Aufnahme, die den Zahn stark vergrössert am Bildschirm zeigt. Das Risswachstum bis zur Fraktur kann viele Jahre dauern. In dieser Zeit entstehen nicht selten sporadische Schmerzen. Aber sind die Schmerzen ein Vorzeichen einer Fraktur oder bloss Muskelschmerzen?
Die Diagnostik umfasst die Anamnese (bereits bei der Terminabsprache am Telefon),Schmerzen wegen Okklusionsfehlern: Typisch ist der viele Monate lang nur sporadisch auftretende kurze Blitzschmerz beim Essen im Moment des Zubeissens. Schonendes Essen und Süssspeisen sind schmerzfrei. Meistens ist eine Kaltempfindlichkeit vorhanden.
Knirschbedingte Muskelschmerzen: Sie sind schon morgens im Bett spürbar, evt. nur als ein Druck oder eine Verspannung. Manchmal entsteht ein dumpfer Wangenschmerz nach dem Essen. Starke Knirscher erwachen morgens mit Migräne an der Stirn oder sogar mitten in der Nacht mit einem Wangenschmerz. Letzterer kann sich zu einem stundenlang pochenden Schmerz steigern.
Die folgenden Fragen kann auch die Dentalassistentin am Telefon stellen.
Frage | Erste Diagnose und prospektive Therapie |
---|---|
Ist ein Zahn kaltempfindlich? | Okklusionsfehler, evt. mit Haarriss → Einschleifen |
Entsteht ein Blitzschmerz beim Essen? 1 | |
Speziell beim Biss auf ein kleines hartes Körnchen? | |
Ist der Zahn warmempfindlich? 2 | Zeichen der Nekrose |
Kommt der dumpfe Schmerz erst nach dem Essen? 3 | Okklusionsfehler und Bruxismus → Einschleifen und Jig |
Schmerzt es schon beim Frühstück? | |
Schmerzt es schon beim Erwachen? 4 | |
Erwachen Sie nachts mit Schmerzen? | schwerer Bruxismus mit hoher Frakturgefahr → Jig |
Haben Sie auch Migräne in der Stirn? | |
Haben Sie Nacken- und Schulterverspannungen, Physiotherapie? 5 |
Die Kombination von Okklusionsfehlern und Bruxismus mit Zahnschmerzen und Muskelschmerzen kommt häufig vor. Bruxismus ebnet die Kauflächen ein oder vertieft die Kauzentren, was beides eine Frakturgefahr zur Folge hat.
2 Warmschmerzen entstehen, wenn die Pulpa Gas enthält. Die Wärme dehnt es und es resultiert ein Druck auf das vitale Gewebe. Die Pulpitis ist evt. irreversibel.
3 Dumpfer Schmerz nach dem Essen. Ursache: zu hohe Normalkraft. Typisch im Abrasionsgebiss. es fehlen Abflussrillen und spitzige Höcker. Flache Zähne haben eine schlechte Schneidleistung. Die Bisskraft ist habituell hoch.
4 Spannungsgefühl in Wange einseitig oder beidseitig. Oft kombiniert mit Steifigkeit in Schultern und Nacken und mit anamnestischer Physiotherapie.
5 Starker Bruxismus oft kombiniert mit Migräne in der Stirn. Viel Betroffene berichten von einem momentan besonders hohen Stress. Frakturgefahr auch bei Zähnen ohne Karies und ohne Füllung.
Was beachten? | |
---|---|
okklusale Abnützung | Sind die Höckerabhänge parallel? Sind Abflussrillen vorhanden? Flachknirscher oder Tiefknirscher? |
Zahnhalsdefekte | Gibt es Zahnhalsdefekte mit Kerben? |
Funktionelle Mängel | Sind die angefärbten Kontakte beidseitig ähnlich verteilt?
Gibt es schwach angefärbte oder fehlende Kontakte? Ist ein Zahn erhöht beweglich? |
Haarrisse | Ist ein Haarriss in einem Randwulst sichtbar? |
links: flache Okklusion wegen Kopfbiss und Knirschen. Beachte den eingekerbten Zahnhalsdefekt (links oben).
rechts: Nach dem Einschleifen der Abflussrillen
keine Abflussrillen, Verdacht auf Haarriss.
-7 mit food impaction und Kaltempfindlichkeitlinke Seite: Kauschmerz trotz neuer Füllung, Wurzelbehandlung, Knirscherschiene und Schonkost. Ohne Kauen kein Schmerz.
+6 KauschmerzMögliche Therapie:
Intraoperative Diagnostik durch Probebohrung im Haarriss
Falls ein Zahn mit verdächtigem Haarriss immer wieder schmerzt, wird die intraoperative Diagnostik notwendig.
Dazu wird die Fissur eröffnet und eine eventuell anliegende Füllung entfernt.
Häufig erscheinen unter der Füllung mehrere Haarrisse in verschiedenen Richtungen.
Die wichtigste Frage ist, ob die Pulpa noch vital ist.
Was intraoperativ beachten? | |
---|---|
Pulpa vital | − anamnestisch Blitzschmerzen
− kurzer Präparationsschmerz bei der Probebohrung − Kaltempfindlichkeit |
Pulpa kaum vital oder devital |
− anamnestisch lange anhaltende Schmerzen auf Wärme
− lang anhaltender Bohrerschmerz − die Probebohrung liefert fötide Späne |
Stresstest | Man dehnt die Kavität mithilfe eines Spatels leicht auseinander. − Entsteht ein Schmerz, so sind die Höcker instabil und sollten gekürzt werden. − Bricht ein Höcker ab, so hat der Höckeraufbau trotzdem eine sehr gute Prognose. |
Haarrisse erfordern eine Reparatur mit verstärktem Komposit, sonst wachsen sie schmerzhaft weiter bis zur Fraktur. In London werden solche Zähne mit einem orthodontischen Band geschient und so vor weiterem Risswachstum bewahrt.
-7 mit KauschmerzSeit 2 Jahren Schmerzen auf Kälte, Wärme und beim Kauen. Amalgam mit vertiefter Zentrik. Höcker links und rechts des Amalgams angefärbt (=Spaltwirkung). Kauen unmöglich.
+6 Beide Randwülste mit HaarrissTherapie: Höcker und Gegenzahn gekürzt und flache Kompositfüllung. Der Zahn beruhigte sich in den nächsten Tagen. Er wurde aber bald extrahiert.
links: steile Höcker, Haarrisse in der Fissur und in mesialen und distalen Randwulst.
rechts: Der Höcker wurde entfernt und der Zahn wurzelbehandelt. Aufbau 3 Monate später.
6- WB vor 15 JahrenUrsache: Knirschen im Leistungssport 76-jährige Patientin (10.02.2020 / 753)
Die Lateral-, Zentral- und Wurzelfrakturen haben fliessende Übergänge. Sie zeigen sich erst nach der sauberen Darstellung des Cavumbodens und der Wurzelkanaleingänge. Werden die beiden Fragmente auseinandergedrückt, so wird der Verlauf des Frakturspaltes deutlicher.
Die tieferen Frakturen lassen sich erst diagnostizieren, wenn der Frakturspalt bis in den Cavumboden erweitert ist. Besonders schwierig sind kombinierte Frakturtypen. Sie haben eine schlechte Prognose. So zum Beispiel bei einem oberen Sechser eine Zentralfraktur zwischen der distobukkalen und palatinalen Wurzel, jedoch eine Wurzelfraktur in der mesiobukkalen Wurzel.
verläuft supraalveolär.
Höcker fehlt oder ist sehr locker.
Die betroffenen Zähne sind meistens kariesfrei und nach der Fraktur wieder schmerzlos.
Ein an der Gingiva noch angewachsener frakturierter Höcker wird entfernt und der subgingivale Defekt nach sorgfältiger Matrizenlegung restauriert.
endet 1-2 mm tief intraalveolär.
Beweglichkeit klein.
Der frakturierte Höcker ist beweg-lich, der restliche Zahn fest.
Geht der Spalt tiefer als 2 mm in die Alveole, so beträgt die Prognose wegen der schlechten Sicht nur 50%.
Das Bild zeigt einen Misserfolg nach 1.5 Jahren, weil er Spalt nur ungenügend abgefüllt worden ist.
endet interradikulär
Praktisch keine Beweglichkeit.
Beide Fragmente sitzen gleich fest.
Der Cavumboden ist nur etwa 2 mm dick, weshalb er sich gut mit Komposit verschliessen lässt.
Zentralfrakturen kommen nur bei mehrwurzeligen Zähnen vor und verlaufen meistens in sagittaler Richtung.
endet mehr als 2 mm tief intraalveolär
Der Frakturspalt ist am Zahnfleischrand sondierbar und die Krone nicht gespalten.
Devitale Zähne sind frakturgefährdeter als vitale.
Die Diagnose erlaubt eine erste Prognose und eine Abschätzung der Erfolgsaussicht. Sie ist auch für den Patienten eine zentrale Information vor dem Behandlungsentscheid.
Faktor Zahnarzt: Die Prognose der Reparatur eines gebrochenen Zahnes hängt vor allem (wie alles in der Zahnmedizin) von der Geduld und Geschicklichkeit des Behandlers ab. Zudem entscheidet das Terminmanagement der Praxis mit, weil die Behandlung wegen einer unerwarteten Wurzelbehandlung umfangreicher werden kann als vorgesehen.
Vorzeichen und Haarrisse ohne Fraktur: Die Prognosen sind so gut, dass der Zahn erfolgreich behandelt werden kann. Hindernde Umstände sind einzig Geldmangel, Ungeduld und Desinteresse seitens des Patienten.
Defektfrakturen: Sie haben erfreulicherweise die gleiche Prognose wie alle gewöhnlichen Höckerüberdeckungen mit Komposit. Nach einer Defektfraktur gibt es ja keinen Haarriss und keinen Spalt mehr. Offenbar ist es klinisch kein Problem, dass das Komposit oft bis drei Millimeter subgingival zu liegen kommt.
Zentral-, Lateral- und Wurzelfrakturen: Bei diesen Frakturen verbleiben restliche Haarrisse und Spalten. Sie sind mechanische Schwachstellen und bieten zudem auch Platz für den Biofilm. Deshalb beträgt ihre Survivalrate nur 80%, 70% resp. 60% (siehe Grafik).
Zu diesen Fällen gehören alle Zähne, die wegen Kauschmerzen eingeschliffen werden. Die Survivalrate nach sieben Jahren über 90% (200 Fälle, ca. 55% Frauen).
Misserfolge stellen sich vor allem bei parodontal geschädigten Zähnen ein, die sich trotz Einschleifen weiter lockern.
Bei festen Zähnen sind die Misserfolge sehr selten. So zum Beispiel wenn ein Haarriss übersehen oder unterschätzt wird,
letzterer weiter wächst, die Pulpa nekrotisch wird, und der Zahn schliesslich eine Wurzelfraktur erleidet.
Misserfolge entstehen, wenn ein Bruchspalt nicht vollständig abgefüllt ist. Der Biofilm im Bruchspalt wird vom Sulcus fluid ernährt und wächst langsam (nach Wochen oder Monaten) ins Desmodont hinein. Typisches Beispiel: wenn eine vermeintliche Zentralfraktur auch eine teilweise Wurzelfraktur ist.
Eine andere Art von Misserfolgen entsteht bei Spalten, die schon viele Monate offen sind. Darin befinden sich impaktierte Speisereste, und der Biofilm reicht bis ans Desmodont. Er kann schon wenige Tage nach dem Verschluss des Bruchspaltes eine schmerzhafte Schwellung in Form einer Epulis verursachen.
Bildet sich um den eingeschlossenen Biofilm eine Tasche oder öffnet sich eine Furkation, so können die Exsudate entweichen und wird der Zahn wieder schmerzfrei. Seine Prognose entspricht dann der eines Zahnes mit einer parodontalen Tasche. Finden die Exsudate keinen Abfluss, so bleibt der Zahn symptomatisch und elongiert rasch. Der intraalveolär eingeschlossene, unzugägliche Biofilm kann nur noch durch eine Wurzelamputation, Hemisektion oder Extraktion entfernt werden.Gründe für eine Extraktion: sicheres Ende der Schmerzen, Angst vor dem Zahnarzt, Misstrauen gegenüber Wurzelbehandlungen sowie der familiäre und heimatliche Hintergrund.
Anamnese: Bei diesem Haarriss unter der Füllung entstand vier Monate später eine kleine Fistel am Gingivarand, und die mesiobukkale Wurzel hatte bukkal eine 5 mm tiefe Tasche. Die Patientin wünschte lieber eine einfache Extraktion als noch mehr Behandlungen für diesen Zahn.
Bilder: Die blutigen Areale zeigen drei Entzündungen: zwei kleine Granulome an den Wurzelspitzen sowie die ganze Unterseite der Krone. Sie verursachte die Fistel.
Offenbar entzünden Bakterien das Parodont durch den intakten Cavumboden hindurch!
Ein Hauptgrund für das Scheitern der Frakturreparaturen sind die Bakterien im Cavumboden. Sie reizen das Parodont, das dem Cavumboden anliegt. Die milde Schwellung presst den Zahn nur einen Hundertstel Millimeter aus dem Zahnfach heraus - und schon entstehen Kauschmerzen.
Die subcoronale Parodontitis ist auf dem Röntgenbild gut sichtbar.
Therapie
tiefe Kaugrube:
Der Blick auf die Antagonisten zeigt sofort, welche Füllung und welcher Zahn sich am besten mit Komposit erhöhen lässt
und welche Höcker am besten zu kürzen sind.
Vielleicht kann die Erhöhung auch die Spee-Kurve verbessern oder eine Stufe verkleinern.
Hoher Höcker (Db): Ein hoher Höcker muss gekürzt werden, wenn er einen Kauschmerz verursacht. Meistens kann der Patient nicht genau sagen, welcher Zahn schmerzt, und kommen mehrere Höcker in Frage. zum Beispiel beim Nachbarzahn oder Gegenzahn.
Verbesserung des Kauzentrums (E): In einigen Fällen kann ein überlasteter Zahn zusätzlich entlastet werden, indem die Kaufläche des Nachbarzahns (der vielleicht nur einen schlechten Kontakt hat) verbessert wird (E rechts, vorderer Zahn). Aus solchen Gründen müssen manchmal zwei oder drei Kauflächen korrigiert werden.
Prophylaktische Okklusionsverbesserung: Hat ein Patient schon einmal eine Zahnfraktur gehabt, lohnt sich auch ein Blick auf die nicht-schmerzenden Seitenzähne. Oft finden sich auch dort tief eingesunkene Füllungen oder steile Höckerwinkel. Dann ist ein prophylaktisches Aufbauen und Einschleifen zu empfehlen.