Gerissene oder abgebrochene Zähne kann man erfolgreich reparie-
ren, wenn man die Ursachen beseitigt.
Sie liegen in der Kaukraft, in den Kauzyklen und in lokalen Schwachstellen.
Meistens führt die Kombination von mehreren wenig erhöhten Werten
langsam zu Haarrissen und Ermüdungsbrüchen (siehe Wöhlerkurven).
Kaukraft und Kauzyklen sind dental, muskulär und psychisch bedingt und kaum veränderbar. Aber immerhin kann man schmerzhafte Auswirkungen mit einer Knirscherschiene mildern.
Die lokalen Schwachstellen kann man hingegen gut eliminieren. Sie entstehen wegen Amalgam, Karies, Wurzelfüllungen, tiefen Zahnhalsdefekten, nach Wurzelbehandlungen und im gealterten Dentin. Ungünstige Zahnformen verursachen hohe Hebel- oder Spaltkräfte. Und wenn vier oder mehr Seitenzähne fehlen oder sich die Frontzähne beim Zubeissen nie berühren, kann einer der übrigen Zähne überlastet werden.
Das älteste Motiv zu dieser Seite ist ein Erlebnis aus meiner Studienzeit, als Prof. P. Schärer meine Frage, wie hoch der Kaudruck beim Essen auf das Porzellan sei, verlegen und verdutzt antwortete, er wisse es nicht.
Zudem nehmen seit einigen Jahren die Zahnfrakturen zu, weil alle anderen Zahnkrankheiten seltener werden und die Zähne immer länger halten müssen.
Und drittens ist Komposit viel zahnfreundlicher und eignet sich viel besser für Reparaturen als Porzellan. Wenn man Komposit gut verankert und gegen hohe Zugkräfte verstärkt, kann man damit fast alle gerissenen und gebrochenen Zähne retten (ausser bei gespaltenen Wurzeln).
Bei Kausimulationen rechnet man pro Tag 658 Kauzyklen zu 50 N = 1.2 Mio Kauzyklen pro 5 Jahre. 50 N sind eine mittlere Kaukraft z. Bsp. für zart gekochtes Fleisch. Meistens beträgt die Kaukraft nur 0-30 N (für Yoghurt, Teigwaren, Gemüse). Auf dieser Kraftniveau finden täglich noch etwa 1000 weitere Kauzyklen statt.
Beim Essen schieben Zunge und Wange den Speisebrei gleichmässig auf die Zähne. Er funktioniert wie ein Polster und verhindert Druckspitzen und direkte Zahnkontakte beim Kauen. Die Kaukraft von 50 N verteilt sich auf etwa 1 cm2 = 0.5 MPa.
Ein hartes Körnchen im Speisebrei löst den Schutzreflex aus, bei dem sofort die Kaukraft stoppt und eine grosse Aufmerksamkeit entsteht. Das Körnchen wird dann sorgfältig vom Speisebrei getrennt und aus dem Mund entfernt. Liegt es vorne, so transportiert man es meistens mit Zunge und Wange zu den Lippen und dann aus dem Mund hinaus. Liegt es hinten, so kann man es mit dem seitlichen Zungenrand zurückhalten, den Speisebrei von den Zähnen über den Zungenrand zur Zungenmitte wegsaugen, bis das Körnchen alleine zwischen den Zähnen liegt und die Zunge es deutlich spüren kann. Sie schiebt es dann nach vorne zu den Lippen und dann zum Mund hinaus. Die Zunge ist so geschickt, dass sie das Körnchen auch unter sich auf dem Mundboden zwischenlagern kann, bis der Speisebrei hinuntergeschluckt ist.
Das
Warner-Batzler-Scherkraftmesser misst die Zartheit.
Das ist ein Apparat wie eine kleine Guillotine. Er hat zwei 17 mm lange Messer, die im Winkel von 60° verbunden sind.
Sie schneiden nicht wie scharfe Messer, sondern haben eine 1 mm breite, halbkreisförmig abgerunde Druckfläche.
Damit zerdrückt der Apparat das Fleisch etwa gleich wie die Höcker einer Zahnreihe.
Die folgende Berechnung schätzt die Druckfestigkeit von Fleisch.
FWBS = Warner-Batzler-Scherkraft [N]
FN = Normalkraft auf das Fleisch [N]
FN = FWBS × sin(30°) sin(30°) = 0.5
Druckfläche = L×B [mm²]
= 2×17×1 = 34 mm²
Druckfestigkeit = FN / Druckfläche [MPa]
Zartes Fleisch | Zähes Fleisch | |
---|---|---|
FWBS | 20 N | 66 N |
FN | 10 N | 33 N |
Druckfestigkeit | 0.3 MPa | 1 MPa |
Die Kaukraft beim Essen kann man mechanisch, elektromyografisch, mit Drucksensoren und auf andere Arten abschätzen. Sie ändert sekündlich. Auf der Kauseite ist sie stets grösser als auf der Balanceseite (= die Seite, auf der man nicht kaut).
Wie komplex die Kraftmessungen sind, zeigt die Zartheitsbewertung von Fleisch.
I-VI = WBS-Zartheitsklassen
1-8 = Zartheitsnoten (1=zäh, 8=zart)
Kaukraft = geschätzt (keine Messungen)
Agrarforschung Schweiz 8 (7–8): 268–275, 2017
Interessant wäre die Aufschlüsselung nach dem Alter der Probanden. Verdacht: Je älter der Proband, desto flacher sind seine Zähne, desto kräftiger muss er kauen, und umso weniger zart findet er das Fleisch.
Eine grosse dicke, 148 g schwere, geschälte rohe Bio-Karotte brauchte 9 Minuten Zeit zum Zerkauen.
Sie wurde 11 mal abgebissen. Biss 1 war die Rübenspitze, also relativ klein.
Biss 12 war das verbliebene dicke Ende der Rübe. Es erforderte fast doppelt so viele Kauzyklen wie die Rübenspitze.
Biss 13 war das Zerkauen der vielen kleinen Rübenstückchen, die im Mund neben den Zähnen verblieben waren, und dauerte gleich lange wie Biss 12.
Insgesamt waren 34+46+46+50+45+45+59+45+53+70+70+120+30 = 713 Kauzyklen zu je etwa 20-50 N erforderlich.
Pro Bissen macht das 54 Kauzyklen
Daraus folgt eine Frequenz von ca. 1 Kauzyklus/sec, exakt wie beim Knirschen.
Nüsse benötigen die meisten Kauzyklen. Eine Handvoll Mandeln etwa 300. Die Annahme, dass man pro Tag etwa 1000 Kauzyklen vollbringt, scheint für viele Leute eher zu kurz gegriffen.
Ein Bissen Rohkost fordert gut 50 Kauzyklen. Ein Bissen Fleisch etwa 40, Teigwaren etwa 20 und gekochtes Gemüse etwa 10.
Wenn jemand schmerzhafte Kaumuskeln hat, sollte er sie schonen und auch das Kauen von Kaugummi und Fingernägeln unterlassen.
Der ersten etwa 100 Kauzyklen führte ich mit den Molaren aus, um die Mandeln grob zu zerkleinern. Schlucken war nicht möglich.
Während den zweiten 100 Kauzyklen konnte ich mehrmals etwas Mandelbrei hinunterschlucken.
Die dritten 100 Kauzyklen erfolgten mehrheitlich mit den Frontzähnen. Dabei suchte ich mit der Zunge überall nach verbliebenen restlichen Mandelstückchen um sie dann einzeln zu zermahlen, meistens mit dem linken Eckzahn, und in kleinen Portionen hinunterzuschlucken.
Im Schlaf knirschen alle Menschen. Aber nur 10-20% haben deswegen Schmerzen oder abgenützte Zähne.
Beim Knirschen presst man die Zähne zunächst mit mittlerer Kraft statisch gegeneinander (Haftreibungskraft). Dann beginnt man, den Unterkiefer zur Seite zu drücken, bis man die Haftreibung überwindet und die Losbrechkraft erreicht. Sofort beginnen die Zähne gegeneinander zu rutschen. In diesem Moment überwindet man die Haftreibung und beginnt die Gleitreibung, die etwas weniger Kraft erfordert. Wenn man aber bei der Losbrechkraft bleibt, stellt sich sogleich wieder die Haftreibung ein. Das Spiel mit der Losbrechkraft wechselt etwa 4 mal pro Sekunde zwischen Haftreibung und Gleitreibung. Dieser sogenannte "Stick-Slip-Effekt" erzeugt das typische Knirschgeräusch. Bei jedem Wechsel zwischen Haft- und Gleitreibung schwillt die Zugspannung blitzschnell an und ab, was den Zahn erheblich ermüdet.
Sabine S. Salis-Gross hat 14 gesunde Probanden je 7 Nächte lang mit EMG (Abb. 2a) beobachtet (Diss Salis-Gross (1996)). Ihre Resultate zeigen:
Besonders interessant ist ihre Aufzeichnung der Knirschphasen und Knirschkraft.
Sie erlaubt das Abschätzen von Ermüdungsfrakturen gemäss der
Wöhlerkurve.
Demnach können nicht nur eine starke Kaukraft, sondern auch viele normale Belastungen zum Ermüdungsbruch führen.
Ab 100 Knirschphasen gilt man als starker Knirscher.
Knirschen ist stressbedingt, und die zahnärztlichen Folgen sind hierzulande seit einigen Jahren eindeutig häufiger geworden.
Zusammenfassend kann man sagen, dass starke Knirscher ihre Zähne im Schlaf doppelt so oft (also bis 100 mal) und bis 10 mal stärker belasten (bis 2 Kg pro Zahn) als normal.
Abb. 2a:
Kaukraft- messung mit EMG.
> 200 N
> 20 kg
Abb. 2b:
Scattergram: etwa 1‰ der Knirschphasen (ca. 7 von 6'762 = 14×7×69) dauern besonders lange (rot), und
nochmals so viele sind besonders kräftig (hellblau), und 0.1‰ sind lang und kräftig (blau mit rotem Kreis).
1997 beobachteten Gaby G. Bader et. al in Descriptive Physiological Data on a Sleep Bruxism Population" durchschnittlich 167 Knirsch-Episoden pro Nacht bei visueller Beobachtung.
2001 fanden T. Kato et. al in Sleep Bruxism: An Oromotor Activity Secondary to Micro-arousal" bei Bruxismus-Patienten 8 mal mehr RMMA-Episoden als bei normalen Patienten. Insgesamt nur 6 pro Stunde.
2001 fanden G.J.Lavigne et. al in Variability in sleep bruxism activity over time" 1 bis 84 Knirschgeräusche pro Nacht.
Beim Pressen bleibt der Unterkiefer bewegungslos in der
IKP
und alle Muskeln spannen sich isometrisch an.
Viele Leute pressen rhythmisch während der Arbeit oder während dem Gespräch. Auch das Kaugummi-Kauen ist eine Form des Pressens.
Da kein Schutzreflex aktiv wird, erreicht man beim Pressen die Maximalkraft Fmax.
Pressen kann man rhythmisch (alle paar Sekunden einmal) oder statisch (bis 40 Minuten lang).
Die ersten Messungen der Kaukraft waren rein mechanisch (Abb. 1). Es bestand die Gefahr von Zahnfrakturen und Schmerzen.
Mechanische, elektrische und elastooptische Messungen ergaben bei einzelnen Molaren ca. 550 N und bei einzelnen Inzisiven 20 N, und bei Frauen generell 10 N weniger.
Tobias Fink hat 2007 eine Methode mit Druckmessfolien (Fuji-Prescale®) entwickelt: Entwicklung und Anwendung einer Methode zur Kaukraftmessung. Die Folien sind weich und verteilen die Kraft gleichmässig auf alle Zähne. Sie enthalten winzige Farbkügelchen die platzen, wenn man darauf beisst. Aus den Resultaten kann man die Mechanik des Kauens sehr genau erfassen
Maximale Kaukraft: Schon 1681 versuchte Borelli, sie zu messen:
Autor | Jahr | Anzahl | Besonderheit | Fmax[N] | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|---|
Borelli | 1681 | ? | Messung mit Gewichten | 2500 | Gewicht hängt am Unterkiefer1 |
Black | 1895 | ? | Messung mit Federn | 1000-5000 | |
Karibe | 2003 | 20 | Kinder (4-5 Jahre alt) | 405 ± 65 | Belastung aller Zähne simultan2 |
Yamada | 2000 | 45 | TMD-Patienten | 438 ± 173 | 300-600 N bei Kindern und Schmerzpatienten |
Yamada | 2000 | 45 | Gesunde | 660 ± 391 | 300-1500 N Range aus vielen Publikationen |
T. Fink | 2007 | 2 | 28 & 51-jährig | 1800 & 750 | (siehe Kapitel Kaudruck) |
Shinogaya | 2002 | 8 | Zahnärzte (= perfekte Zähne) | 1258 ± 330 | 5'000 N bei extremen Knirschern |
Gibbs | 1986 | 1 | ein extremer Knirscher | 4346 | |
Korioth | 1997 | 4 | Frontzahnbereich | 24 - 29 | Belastung einzelner Zahngruppen3 |
Mericske-Stern | 1996 | 21 | Prämolarenbereich | 144 | 25 N = Fmax Frontzahn |
Sonnenburg | 1978 | 10 | Molarenbereich | ca. 550 | 600 N = Fmax Molar |
Morneburg | 2002 | 9 | Implantatkonstruktionen | < 300 | Kleine Fmax mit künstlichen Zähnen4 |
Lauer | 1992 | 112 | Teil- und Vollprothesen | 180 - 360 | 300 N bei Implantaten, Brücken, Teil- und Vollprothesen |
Mittlerer Kaudruck pro Zahn: T. Fink errechnete bei zwei Patienten einen maximalen Kaudruck vorne von 45 MPa und hinten von 68 MPa. Vorne fand er viel kleinere Kontaktflächen als hinten, was den Druck pro Zahn ausgleicht: (Diss Fink, S. 76)
Patient 1 (vollbezahnt)
mittlerer Kaudruck = 1'800 N / 30 mm2 = 60 MPa.
Grosse Kontaktpunkte im Molarenbereich, mittlere bei den Prämolaren, kleine im Frontzahnbereich.
Patient 2 (mit zwei Brücken)
mittlerer Kaudruck = 750 N / 13 mm2 = 55 MPa.
Schwacher Kaudruck im Bereich der Brücken (weniger Wurzeln!).
Maximale Kaukraft pro Zahn: Sie beträgt bei beiden Patienten vorne nur etwa 10 N, hinten beim 28-Jährigen (blau) aber 618 N!.
Die maximale Kaukraft kann als Zugkraft in Erscheinung treten und ist dann entscheidend für die Bruchfestigkeit von Komposit. Bei kleinen Höckerwinkeln kann sie sogar als eine noch grössere Spaltkraft wirken. Diss Fink, S. 75
Mit dieser Messmethode kam Borelli (1681) auf eine Fmax von 2'500 N.
Dabei müssen aber nicht nur die Kiefermuskeln, sondern auch die Nackenmuskeln beitragen.
In der IKP
erzielt man auch im Schlaf eine Fmax von über 4000 N, auch mit Michiganschiene (1950).
Die NTI-Schiene (1995) lenkt alle Kraft auf den schwächsten Zahn. So entsteht schon bei 25 N ein Beissstop-Reflex.
Mit Vollprothesen hat man die geringste Kaukraft. Interessant ist, dass auch Implantate und Brücken die Kaukraft vermindern. Ersteres könnte wegen der fehlenden Innervation der Implantate sein, zweiteres wegen der kleiner Zahl von Zahnwurzeln. Ob Implantatträger auch dieselbe Gangunsicherheit haben wie Prothesenträger ist noch nicht bekannt.
L. Gallo beschreibt in "Analyse der Biomechanik des Kiefergelenks: Aktueller Stand" (Der MKG-Chirurg, 2016, Vol 9, 155-166) virtuelle 3D-Artikulatoren, die Kieferbewegungen patientenspezifisch replizieren, und deren Informationen auf lebendes Gewebe repliziert werden kann.
Harmlose Folgen und Vorzeichen der Frakturen: Etwa 20% der Menschen knirschen und pressen so oft, dass sich die Kaumuskeln nicht erholen können und zu schmerzen beginnen. Der Schmerz kann bis in die Stirn ausstrahlen (Kopfschmerz). Gleichzeitig entsteht oft eine Druck- und/oder Kaltempfindlichkeit bei den überlasteten Zähnen. Dabei brechen auch kleine Kanten bei Füllungen und Frontzähnen ab.
Ernsthafte Folgen Die stärksten Knirscher schleifen ihre Zähne 1-2 mm pro 10 Jahre ab. Manche Schlifffacetten reichen bis ins Dentin und werden dadurch empfindlich. Einige von ihnen haben nie Schmerzen und schleifen ihre Zähne bis zum Zahnfleisch ab. Es wird denn manchmal beim Essen schmerzhaft verletzt, oder die Zahnnerven kommen an die Oberfläche.
Schädliche Folgen: Etwa weitere 20% der Menschen bekommen in der zweiten Lebenshälfte Zahnschmerzen wegen Haarrissen im Dentin und erleiden Ermüdungsfrakturen in Füllungen und Porzellankronen, Höckerabrisse und Wurzelfrakturen. Letztere treten bei etwa 10% der Wurzelbehandlungen auf und bedeuten oft das Ende eines Zahnes.
Die oberen und unteren Kaumuskeln (Abb. 3) erzeugen Schmerzen an der Stirn resp. in den Wangen, wenn sie sich zu wenig erholen können. Obwohl Frauen kleinere Kaukräfte haben, bekommen sie etwa dreimal solche Schmerzen als Männer.
Zudem werden die Zähne übermässig stark gegen die Kieferknochen gedrückt. Dadurch entstehen auch Zahnschmerzen (Druck- und/oder Kaltempfindlichkeit).
Starke Knirscher schleifen ihre Zähne 1-2 mm pro 20 Jahre ab. Dabei brechen kleine Kanten bei Füllungen und Frontzähnen ab, oder es entstehen kleine Höckerwinkel mit hoher Spaltkraft. Manche Schlifffacetten reichen bis ins Dentin und machen den Zahn empfindlich. Einige Knirscher spüren so wenig Schmerzen, dass sie ihre Zähne mehrere Millimeter abschleifen. Zuletzt sind sie so nieder, dass das Zahnfleisch beim Essen zu schmerzen beginnt oder die Zahnnerven an die Oberfläche kommen.
Einige Zähne schaukeln beim Knirschen sichtbar hin und her. Dabei werden einzelne Zahnnerven bei der Wurzelspitze unten übrmässig gedehnt und gequetscht (Abb. 4 unten). Sie entzünden sich aus mechanischen Gründen (ohne Einwirkung von Bakterien!) und werden kaltempfindlich. Ohne Behandlung nehmen die Schmerzen zu und wächst der Haarriss immer weiter.
Die Schmerzen vor dem Bruch sind immer noch reversibel. Kommt der Haarriss nahe an die Pulpa, werden sie so stark, dass viele Zahnärzte eine notfallmässige Wurzelbehandlung empfehlen. Besser wäre es natürlich, wenn sie die schuldigen Kontaktflächen einschleifen oder eine kleine NTI-Schiene anfertigen würden. (in Abb. 4 oben den hohen Höcker niedriger schleifen). Aber das ist scheinbar schwieriger und sicher weniger gut bezahlt als Wurzelbehandlungen, Überkronungen und grosse Knirscherschienen.
46-jähriger Patient (23.09.2019 / 2166)
Der Haarriss entstand aus vier Gründen:
• Knirschen,
• 90°-Höckerwinkel (rechts),
• Schwächung durch eine Füllung, und
• Gegenzahn, der beide Höcker zugleich berührt und sie wie ein Keil auseinanderdrückt.
Diese Keramikfüllung ist vor 2 Jahren gebrochen. Seither kann der Patient auf einer Seite nicht mehr kauen. Der Nerv ist sicher tot. Aber er hat kaum Schmerzen und möchte den Zahn deshalb nicht extrahieren lassen. Auf dem Röntgenbild sieht man nur eine kleine Entzündung.
Auf beiden Seiten der Fraktur sind starke Schlifffacetten sichtbar.
77-jährige Patientin (16.09.2019 / 2064)
Die Patientin will ihre Teilprothesen nicht tragen und kommt mit den 5 Frontzähnen gut zurecht.
Aber nach nur 4 Monaten hat sie die Wirz-Schraube verbogen.
Sie hatte keine Schulterauflage und war in diesem Fall zu dünn, eine Endofix (Ti-6Al-7Nb):
Ø (ohne Gewinde)=0.8 mm. Fläche=0.64 mm². Biegekraft=900 MPa×0.64 mm²=570 N.
Folglich haben 80-Jährige eine FFrontzahn von gut 57 Kg!
Abb. 3
Die 8 Kaumuskeln
je links und rechts der obere und untere Kaumuskel (siehe Bild),
sowie die zwei tieferliegenden M. pterygoideus medialis und lateralis.
Abb. 4
Einschleifen
Der Höcker (1) wird beim Knirschen nach rechts gedrückt.
Der Alveolarknochen wirkt am oberen Rand (2) wie ein Hypomochlion.
Die Wurzelspitze (3) wird nach links gedrückt. Das dehnt und quetscht den Nerv.
Er entzündet sich und beginnt zu schmerzen (roter Kreis).
Die normalen Knirschbewegungen drücken einen normalen Zahn 40-60 μm schräg zur Seite und schleifen ihn etwa 25 μm pro Jahr oder 1-2 mm pro 50 Jahre ab. Das ergibt harmlose, kleine und unempfindliche Schlifffacetten.
"Aus Schäden wird man klug" stimmt auch bei Zahnärzten. Der Schaden ist eine erstklassige Hilfe, sich zu verbessern - besser als jeder Fortbildungskurs. Er ist ein sehr wertvoller Gewinn für den Praktiker, und der Patient verdient eine sehr kulante Nachbehandlung.
Streckgrenze: 1000 MPa
E-Modul: 150-250 GPa
Zugfestigkeit: 38 MPa
E-Modul: 10 GPa
Die Zugfestigkeit ist die Spannung, bei der ein Material noch nicht bricht.
Bei der Streckgrenze stellt sich ein Metall gerade noch elastisch zurück.
Betonstahl heisst "BSt500" (= 500 MPa Streckgrenze).
Die Zähne müssten "Z50" heissen wegen ihrer Zugfestigkeit von 50 MPa.
Weshalb ist die Zugfestigkeit so viel kleiner als die Druckfestigket? Die Zugkräfte ziehen die Atome eines Materials auseinander, bis die Bindungsenergie zwischen ihnen überwunden wird. Die Druckkräfte schieben hingegen die Atome näher zusammen, was viel weniger zu Brüchen führt.
Weshalb haben Metalle eine so grosse Zugfestigkeit? Bei Metallen kleben die Atome eng und uniform in einem beliebig grossen Verband zusammen. Kunststoffe und Biomoleküle wie das Kollagen im Dentin hingegen bestehen aus verschiedenartigen Atomen mit weniger engem Zusammenhalt.
Das E-Modul beschreibt die Steifigkeit beim Zugversuch. Steife Materialien haben ein grosses E-Modul, dehnbare ein kleines und eine grosse Längenänderung. Der Zusammenhang ist wie folgt: E = F · L0 / ( A · ΔL)
Druckfestigkeit [MPa] | Zugfestigkeit [MPa] | ||
---|---|---|---|
Schmelz | 100-400 | 10 | Die Zugfestigkeit |
Dentin | 200-350 | 30-65 | |
Tetric | 261 | 30 | |
Amalgam, Porzellan | 350-520 | 45-65 | |
Dentin-Komposit-Adhäsion | 261 | 10-70 |
Schmelz ist mit 10 MPa sehr brüchig. Er bekommt sehr rasch Haarrisse, wenn sich zum Beispiel ein Frontzahn wärmebedingt ausdehnt. Wenn das Dentin unter dem Schmelz kariös ist oder weggebohrt wird, bricht der auf sich allein gestellte Schmelz bereits bei einer Belastung von 1 Kg ab.
Dentin bricht häufiger entlang der Dentintubuli als quer zu ihnen. Offenbar ist die Zugfestigkeit des Dentins längs und quer zu den Dentintubuli verschieden. Am brüchigsten ist altes Dentin (Austrocknung durch Pulpaobliteration) und das Dentin devitaler Zähne.
Die Dentin-Komposit-Adhäsion hängt vom verwendeten Adhäsiv ab und ist maximal so gross wie die Zugfestigkeit von Dentin.
Das Dentin bei 90-Jährigen ist fast doppelt so brüchig wie jenes von 20-Jährigen. Die Versprödung entsteht durch Einlagerung von Mineralien bei der Obliteration und Zersetzung der Eiweisse durch Austrockung.
Die Zahnfrakturen häufen sich ab dem 50. Altersjahr (vergleiche hier).
Im Alter verliert auch der Knochen an Bruchfestigkeit, aber aus ganz anderen Gründen: Bewegungsmangel, Abbau der Knochenmasse, Menopause, Rauchen, Alkohol, Untergewicht und Mangel an Zufuhr von Proteinen, Calzium und Vitamin D.
Beim Essen muss die Druckfestigkeit der Lebensmittel überwunden werden. Da die Zähne und Füllungen höhere Druckfestigkeiten haben als die Lebensmittel, wäre das kein Problem. Nur wenn bei einem Zahn eine ungünstige Form den Kaudruck in eine Zugkraft umlenkt und dazu noch eine Hebelwirkung die Zugkraft verdoppelt, wird der Zahn brechen.
Druckfestigkeit | Zugfestigkeit | |
---|---|---|
Teigwaren | ≈ 0 | ≈ 0 |
Äpfel | 0.7-0.9 | <10 |
zähes Fleisch | 13 | <10 |
Walnüsse | 58-72 | 100 |
Kirschkerne | sind etwas weicher |
E-Modul [GPa] | Druckfestigkeit [MPa] | Zugfestigkeit (=Streckgrenze*) [MPa] | |
---|---|---|---|
menschl. Haar | 1.1 | - | 200 |
Knochen | 10 | 150 | 100 |
Dentin | 15-20 | 200-350 | 30-65 (bricht NICHT sofort!) |
Schmelz | 50-85 | 100-400 | 10 (extrem spröd, bricht sofort) |
Tetric | 11 | 250-280 | 30 |
Fensterglas | 70 | 700-900 | 30 ("zerbrechlich") |
Keramik | 100 | >3'000 | 500 |
Amalgam | 25-60 | 350-520 | 45-65 |
Zirkon, VMK | 100 | 2'000 | >400 |
Titan-Implantate | 110 | ca. 50 | 600 |
Cobalt-Chrom | 152 | ca. 50 | 1000-2000 (extrem zäh, bricht nie) |
* Spröde Materialien brechen sofort beim Erreichen der Zugfestigkeit. Ihre Streckgrenze wird also rasch überschritten. Zähe Materialien hingegen brechen nicht, sondern strecken sich nur. |
Amalgam ist billig, weil es einfach und rasch zu verarbeiten ist. Es hält meistens 10-15 Jahre. Eshat aber wegen der Mikrobeweglichkeit der Höcker neben dem Amalgam folgende Nachteile:
ISO 22674 empfiehlt nur eine Bruchfestigkeit von 360 MPa. Zirkon hat aber 1600 N, und Porzellankronen (= VMK) sogar 3500 N. Diese Materialien sind also übertrieben fest (Zirkon stammt aus der Raumfahrttechnologie) und haben folgende Nachteile:
Gemäss ISO 14801 sollten Implantate 2 Millionen Belastungen zu 200 N schadenfrei ertragen. Bei täglich 200 solchen eher starken Belastungen ist diese Grenze nach 30 Jahren erreicht. Implantate halten aber nur 10-20 Jahre, und 62% von ihnen haben Haarrisse (Fatigue of Dental Implants, 2016, S. 5).
Teilprothesen haben häufig ein Co-Cr-Gerüst zur Verstärkung, zu ihrer Verkleinerung, und vor allem für die Klammern, mit denen sie sich an den verbliebenen eigenen Zähnen festhalten. Co-Cr ist die stärkste Legierung der Zahnmedizin, aber auch diese Klammern brechen gelegentlich ab.
Stoffgruppe | Bruchdehnung | E-Modul |
---|---|---|
Kunststoffe | hoch | ca. 10 MPa |
Metalle | mittel | ca. 100-200 MPa |
Keramiken | gering | ca. 300 MPa |
Es bestimmt die Festigkeit eines Materials gegen Zug. Ein grosses E-Modul bedeutet, dass das Material sehr zugfest ist (Baustahl: 210'000 MPa). Ein kleines bedeutet, dass es leicht dehnbar ist (Gummi: 5000 MPa).
Die Zugfestigkeit gibt an, bei welcher Spannung das Material bricht (Gummi 30 MPa) oder sich definitiv verformt (Baustahl 500 MPa).Draht + Tetric
Sind Draht und Komposit gut verbunden, wird die Füllung etwa dreimal bruchfester als ohne Draht.
Problem 1: Zug und Druck
Der obere Frontzahn ist wie ein "einseitig eingespannter Balken" (Wikipedia)
Deshalb entstehen Zug- und Druckspannungen.
Beide sind verantwortlich für die Misserfolge mit grossen Füllungen bei Frontzähnen.
Denn Dentin und Komposit haben nur eine schwache Zugfestigkeit.
Problem 2: Hebelwirkung verdoppelt Querkraft
Die Kaukraft trifft den Zahn nahe der Schneidekante.
Der Weg bis zum Zahnhals (2) ist etwa doppelt so lang wie der Weg von der Zahnmitte zum Zahnfleisch (1).
Damit werden Zug und Druck doppelt so gross wie die Querkraft
(siehe Hebelgesetz und Winkelhebel).
Durchmesser labiolingual = 6 mm
Defekttiefe = 1.5 mm (✶)
L = Länge = 10 mm
B = Breite = 2.25 mm
L : B ≅ 4.4 : 1
K = Kaukraft = 25 N
Druck = K · L/B (Hebelgesetz)
Druck = 25 N · 4.4 = 110 N
Fläche des Defekts ≅ 1 cm2
Druck- und Zugspannung =
110 N / 1 cm2 = 1.1 MPa
Exponentielle Zunahme des Drucks gemäss Hebelgesetz
Defekt- tiefe [mm] | Breite B [mm] | L/B = | Druck- kraft [N] |
---|---|---|---|
0 | 3 | 10/3 = 3.3 | 82 |
1 | 2.5 | 10/2.5 = 4 | 100 |
2 | 2 | 10/2 = 5 | 125 |
3 | 1.5 | 10/1.5 = 6.7 | 167 |
Die Dentinadhäsion hat eine Zugfestigkeit von 10-60 MPa. Bei alten Patienten ist eher die untere Grenze anzunehmen (Dentinfestigkeit -50%). Und wenn mehrere Seitenzähne fehlen und/oder parodontal geschwächt sind, so wird der Frontzahn vermehrt und kräftiger belastet, wenn er noch fest ist (Kaukraft + 100%, Kauzyklen + 100%).
Der höhere Druck, die zusätzlichen Kauzyklen und die verminderte Dentinfestigkeit in Kombination ermüden das Dentin, so dass die Adhäsion bald versagt, wenn sie nicht mit Mikroretentionen unterstützt wird.
Die Kaukraft trifft in einem Interinzisalwinkel von 45° auf den oberen Frontzahn.
Es entsteht eine Normalkraft N und Querkraft Q.
Letztere wird durch einen Winkelhebel am Zahnhals zu einer doppelt so grossen Zugkraft Z umgelenkt.
Der untere Frontzahn wird labial reduziert und ein wenig gekürzt. Der obere Frontzahn wird palatinal entsprechend mit einem Plateau verdickt, so dass eine nach palatinal versetzte, horizontale Kontaktfläche entsteht.
Achtung: pp-Schräubchen halten nur bei guter Vorbohrung. Mit zittriger Hand wird das Loch oval und hält das Schräubchen nicht.
FILPIN 0.60 mm Titan
STABILOK 0.60 mm Titan (gelb)
(hält wenig oder gar nicht, wenn die Vorbohrung nicht gut gelingt)
STABILOK 0.76 mm Titan (orange)
(hält deutlich besser)
Achtung: Wurzelschrauben halten immer gut.
ENDOFIX P plus 1.4 mm / 6 mm Ti-6Al-7Nb
ENDOFIX Gewindeschneider
Vor 50 Jahren gab es noch keine Zahnimplantate. Die Zähne mussten mit Amalgam repariert werden. Da war es eine Kunst, mit Verankerungselementen die Amalgamfüllungen auch bei stark zerstörten Zähnen zu befestigen. Man begann mit zylindrischen und konischen Stiften (Stiftzähne) und verbesserte dann ihren Halt durch Sandstrahlen und mit Rillen. Schliesslich entwickelte man Gewindeschneider, dass man passgenaue Schrauben in den Zahn eindrehen konnte. Sie hielten bis zu 10 mal besser als die Stifte!
Jürg Scherrer hat 1985 in Basel in seiner Diss die Abzugskräfte fast aller damals in der Schweiz erhältlichen Wurzelstifte und -schrauben (A - F) gemessen ( Endodontische und parapulpäre Verankerungselemente für die restaurative Zahnheilkunde).Simone Schiller hat 2012 in Bonn in ihrer Diss die Abzugskräfte von Kompositaufbauten gemessen, die sie mit Komet-Parapulpärschräubchen befestigte ( Retention von Kompositaufbaufüllungen mit und ohne Einsatz parapulpärer Schrauben).
Zur grossen Überraschung fand sie, dass die Verankerungen die Adhäsion des Komposits verschlechtern. Als Erklärung deutet sie an, dass das Komposit in einer zu dicken Schicht (5 mm) gelegt worden sei. Offenbar kann die Polymerisationsschrumpfung bei den Schrauben das Komposit vom Dentin wegziehen. Sie hat MultiCore Flow (Ivoclar/Vivadent)verwendet. Die Polymerisationsschrumpfung von MuliCore Flow ist mir noch unbekannt.
Ich vermute zudem, dass sich beim Stopfen das Komposit nicht überall ins winzige Schraubengewinde einlagern konnte. Um dies zu verbessern, verkauft die Industrie seit etwa 2020 sogenannte Liners. Das sind flüssige Komposits, die sich luftblasenfrei mit der Unterlage verbinden und als erste Schicht unter dem Komposit verwendet werden sollen.
Daraus ergibt sich die Einsicht, dass man die Schrauben und das Dentin zuerst mit einer dünnen Schicht Komposit oder mit einem Liner beschicken (1 mm) und erst nachher das Bulk-Fill-Material in grossen Portionen hinzufügen soll.
Denlok Dentin Pin (Prevdent, GB) | 147 ± 11 |
TMS Whaledent (Whaledent, USA) | 138 ± 8 |
Dentinanker (Maillefer, CH) | 128 ± 6 |
Stabilok 0.8 mm(Fairfax, IRL) | 117 ± 11 |
Forestadent (Förster, BRD) | 117 ± 6 |
Filpin Titan (Filhol, IRL) | 112 ± 8 |
Retopin (Edenta, CH) | 92 ± 14 |
Stabilok 0.6 mm(Fairfax, IRL) | 80 ± 7 |
Unitek Pin | 40 ± 9 |
Presspass-Stift | 38 ± 9 |
Gewinde im Wurzelkanal (WIRZ-Schraube) | 900-1020 |
konisch-zylindrische Schrauben | 428-659 |
mit Gewinde | 285-420 |
konische Schrauben | 277-385 |
sandgestrahlt ohne Gewinde | 112-205 |
glatte konische Wurzelstifte | 108-272 |
Beachte:
Eine WIRZ-Schraube hat eine zehnmal höhere Abzugskraft als ein Parapulpärschräubchen,
nämlich etwa 100 Kg!!!.
Wenn ein Zahn bricht, bedeutet das, dass das Dentin eine niedere Zugfestigkeit hat. Wenn nur geklebt wird, so reisst die Kaukraft nur auf der Klebefläche am (brüchigen) Dentin.
Das Gewinde wirkt wie ein Winkelhebel und lenkt die Zugkräfte in Druckkräfte um. Bei starkem Zug und altem Dentin kann eine Schraube zerrissen oder aus dem Dentin herausgezogen werden.
Die pp-Schrauben haben noch eine bessere Retention, wenn man sie nicht in Zugrichtung, sondern schräg dazu setzt (wie einen Zeltpfosten). Sie müssen palatinal bei den Zugkräften liegen und nicht labial, wo nur Druckkräfte vorkommen.
Der Auflageteller lenkt die Querkraft in eine Druckkraft um. Er sollte auf der labialen Seite auf dem Dentin aufliegen.
92-jährige Patientin (03.04.2019 / 1460)
Zahnstatus: | 21 | 123456 |
54321 | 123 |
Filpin® (Filhol Dental Irland)
99.8% Ti (Reintitan) Grad 1
E-Modul: 105 GPa (=sehr gut biegbar)
Zugfestigkeit Rm: < 300 MPa
Ø: 0.6 mm
Bruchfestigkeit: 0.3²·π·300 = 84 N = Bruchgefahr
Ø 0.76 mm: 136 N
Die Filpins waren querfrakturiert und herausgerissen.
E-Modul: 114 GPa
Zugfestigkeit: 895 MPa
FO/PCR Pins Komet®
Ø: 0.55 mm
Verformung bei 0.272·π·895 MPa = 205 N
TMS-Link Coltene/Whaledent®
Ø: 0.525 mm
Verformung bei 0.262·π·895 MPa = 190 N
49-jährige Patientin (30.09.2019 / 5281)
Zahnstatus: | 7654321 | 12345678 |
7654321 | 12345678 |
Der seitliche Schneidezahn war ein Zapfenzahn. Deswegen wurde er vor 30 Jahren überkront. Das hat ihn derart geschwächt, dass er nun quer abgebrochen ist. Die Pulpa hat sich zurückgezogen, lebt aber noch.
Parafix® (Syntacoben, Co47Ni22Cr18Fe5W4Mo4)
Zugfestigkeit: 1000 MPa, Ø: 0.58 mm
Biegekraft: 0.29²·π·1000 MPa = 264 N.
Beschreibung von Prof. J. Wirz
oben: Parafix® 0.7 mm
Mitte: Parafix® 0.5 mm
unten: Filpin® 0.5 mm
Man beachte den Unterschied zwischen der Filpin®- und Parafix®-Schraube:
die Filpin®-Schraube ist am Ende abgerissen, während die Parafix®-Schrauben
ein schön verarbeitetes Ende haben.
Die Seitenzähne sind gekerbte Körper.
Die Grübchen wirken wie Kerben, und unter ihnen entstehen Spannungsspitzen.
Ein Zahn mit einem tiefen Gr¨bchen ist wie ein "angeritztes Glas", das leicht bricht.
Problem 1: Die Zugkraft in der Fissur
Der obere Vierer mit seinen zwei Höckern bricht häufiger als der untere mit nur einem Höcker.
Letzterer wirkt beim normalen Essen wie ein Spaltkeil.
Problem 2: Der Höckerwinkel hat eine Hebelwirkung
Eine flache Verzahnung hat keine Hebelwirkung, bei einer tiefen hingegen wird die Spaltkraft grösser als die Kaukraft.
Typisch bei Amalgamfüllungen:
Zugkräfte erzeugen Haarrisse
Die Kaukraft führt zu Millionen von kleinen Zugkräften beim Essen
und nachts beim Knirschen und rhythmischen Pressen. Sie verursachen Haarrisse, Risswachstum und schliesslich die Höckerfraktur.
In dieser viel zu tiefen Kaudelle entsteht bei jedem Bissen eine Sprengkraft, die grösser ist als die Kaukraft (Höckerwinkel < 90°).
Auf die Dauer entsteht eine Ermüdungsfraktur, bei der der innere oder äussere Höcker abbricht oder die ganze Füllung längsfrakturiert (rote Linien).
Offenbar wirken Zugkräfte wegen kleinen Höckerwinkeln und in tiefen Dellen ohne Abflussrillen.
Es gilt, die Zugfestigkeit des Komposits zu verbessern.
Die Sprengkraft des kleinen Höckerwinkels (rot) verschwindet sofort, wenn man ihn vergössert (grün). Man kann die hohen Höcker kürzen, an denen Querkräfte angreifen, und/oder die tiefe Kaudelle zwischen ihnen auffüllen und den Gegenzahn kürzen.
E-Modul | Zugfestigkeit [MPa] | Material | |
---|---|---|---|
Tetric | 11'000 | 30 | 20% Kunststoff, 80% Glas |
Verstärkungsdraht | 210'000 | 2'000 | Co-Cr-Legierung |
Komposit alleine | 30 MPa × (4 × 3) mm² | = 360 N |
---|---|---|
Draht 016×022'' | 2000 MPa × (0.41 × 0.56) mm² | = 460 N |
Draht 018×025'' | 2000 MPa × (0.46 × 0.63) mm² | = 580 N |
Komposit + 1 Draht | Prämolaren: 360 N + 460 N | = 820 N |
Komposit + 2 Drähte | Molaren: 360 N + 2 × 460 N | = 1280 N |
Die Verbindung Komposit-Draht entsteht bei der Polymerisationsschrumpfung in Form einer Presspassung. Zusätzlich wird der Draht verbogen, womit ein seitliches Verschieben ganz unmöglich wird.
Vorgeschichte: Der Patient hat bereits zwei Zähne zerbrochen. Einer davon ist 4+. Der Verstärkungsdraht schimmert im mittleren Bild (ganz oben) durch das Komposit hindurch. Er wurde am 30.01.2018 repariert.
Der Verstärkungsdraht ist derselbe, den die Kieferorthopäden benützen, um die Zähne zu verschieben.
Anamnese: Der Zahn begann vor längerer Zeit beim Kauen zu schmerzen. Durch Schonen erholte er sich jeweils wieder. Beim Kaugummi-Kauen kehrte der Schmerz zurück. Vor wenigen Tagen kam ein sehr starker Schmerz. Seither konnte der Patient auf der rechten Seite nicht mehr kauen.
Beachte: Beide Nachbarzähne sind flacher. Die Querkräfte belasten besonders diesen Zahn.
Vorgeschichte: Die Patientin hat links unten nur noch einen Prämolar. Er ist ihr sehr wichtig für den Halt der Teilprothese. Die Endofix-Schraube erfährt keine Querkräfte und wird nicht krumm gedrückt. Deshalb müssen die Filpin-Parapulpärschräbchen keine Zugkräfte auffangen und dürfen dort gesetzt werden, wo sie am besten Platz haben.